Jede Sekunde zählt bei Personenrettung vom Eis Feuerwehr übt am Wallersee in Rodgau

Es gibt sicherlich angenehmere Freizeitbeschäftigungen, als sich in eiskalte Fluten zu stürzen. Die Einsatzkräfte der Rodgauer Feuerwehr-Mitte probten trotzdem die Rettung einer im Eis eingebrochenen Person. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Eiskalt und doch unter dem Schutzanzug pudelwarm - so ließen sich die Temperaturempfindungen der Feuerwehrleute zusammen fassen. Die Feuerwehr-Mitte übte am Hainhäuser Wallersee die Rettung von im Eis eingebrochenen Personen. Dabei schützten gelbe Überlebensanzüge die Einsatzkräfte vor den eisigen Temperaturen. Außen wasserdicht und innen gefüttert wie eine Daunenjacke, gerieten die Feuerwehrleute durch die körperliche Anstrengung sogar ins Schwitzen.

Die Helfer brachen bei ihren Rettungsunternehmen selbst durch das dünne Eis und landeten im kalten Nass des Wallersees. Damit sie selbst nicht in „Seenot“ gerieten, sicherten immer zwei Mann mit Seilen die Kameraden ab. Dann robbten die Feuerwehrleute auf allen Vieren über das Eis zu den Hilfebedürftigen. Diese machten mit lauten Rufen auf ihre prekäre Situation aufmerksam.

Nun war das Anrücken der Wehr mit einem Dutzend Einsatzkräfte und vier Fahrzeugen glücklicherweise nur eine Übung. Im Ernstfall zählen Sekunden, denn nach drei bis vier Minuten wird es für einen Verunglückten kritisch. „Ziel ist es“, so Stadtbrandinspektor Andreas Winter, die verunglückte Person innerhalb von zwei Minuten nach dem Eintreffen der Feuerwehr am Einsatzort aus dem Wasser geborgen zu haben. „Hier zählt jede Sekunde“, so Andreas Winter.

Retter tragen Überlebensanzüge

Wer einen Notfall dieser Art erkennt, muss sofort den Notruf 112 wählen. Die Örtlichkeit mitzuteilen ist elementar und ganz wichtig: die Meldung, dass es sich um eine im Eis eingebrochene Person handelt. Dann eilen die Retter bei der Alarmierung in die Fahrzeughalle und ziehen sich die gelben Überlebensanzüge an. Befindet sich die hilfebedürftige Person in der Nähe des Ufers kann der Ersthelfer womöglich mit einem Ast einen Rettungsversuch starten.

Bei der Übung am Wallersee krabbelten die Feuerwehrleute über die zugefrorene Wasserfläche. „Die Fortbewegung auf dem Eis ist als Gehender gefährlicher, da die Körpermasse auf eine kleine Fläche konzentriert ist“ so Andreas Winter in seiner Erläuterung. Ein Lichtmast machte die Nacht zum Tag und bot den Ehrenamtlichen vor Ort Licht für die Rettungssimulation.

Die grellen Überlebensanzüge stammen aus Kanada. Sie wurden speziell für Einsätze dieser Art geschaffen. Die Rodgauer Wehr hat zwei im Standort Mitte für Einsätze am Wallersee und zwei Anzüge bei der Wehr-Süd zur Rettung von Personen am See der Baustoffwerke Rodgau und am Strandbad Rodgau. Die Helfer können bis zu 15 Stunden in den Spezialanzügen bleiben, ohne dass ihnen bei Kälte etwas passiert, wie einer der Einsatzkräfte am Rand der Veranstaltung informierte.

Eisrettung kann selten geübt werden

Die Wehr veranstaltet die Übung einmal pro Jahr, so Stadtbrandinspektor Andreas Winter. Allerdings bieten die Rodgauer Gewässer den „Komfort“ der geschlossenen Eisschicht nur selten. Gelegenheit zu einer Eisrettungsübung haben die Rodgauer Floriansjünger nicht alle Tage. Dank der niedrigen Temperaturen der letzten Zeit war das Hainhäuser Gewässer nun zugefroren, sodass unter realen Bedingungen geübt werden konnte. Eine Eisrettungsübung unter ähnlichen Bedingungen war zuletzt im Februar 2012 möglich. Damals übte die Feuerwehr Rodgau-Mitte an einem Altarm des Mains bei Hanau.