Abendlicher Spaziergang des Naturschutzbundes Rodgau Fledermäuse hören und Lerchen und Nachtigallen lauschen

Einen abendlichen Spaziergang durch die Nieder-Röder Natur unternahm der Naturschutzbund Rodgau. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Drei Dutzend Personen versammelten sich am frühen Abend zu einem vergnüglichen und informativen Spaziergang in die Nacht hinein. Veranstalter Naturschutzbund (Nabu) und seine Gäste trafen sich am Vereinsheim der Naturschützer.

Die landesweite Aktion „NachtnaTour“ griffen die Rodgauer auf, um den Bürgern die natürliche Stimmenvielfalt der Nacht näher zu bringen.

Der Vorstandssprecher Josef Lach richtete das Wort an die Gäste; Mönchsgrasmücke, Amsel und Nachtigall taten es ihm gleich. Die Naturfreunde kamen in den Genuss, zwei Nachtigallen bei deren akustischem Duell um das Revier zu lauschen.

Die kurzen klaren Strophen der Sänger waren mannigfaltig, nicht monoton und wiederholend vorgetragen wie es viele andere Vogelarten tun. Diese Chance vor dem Hintergrund des weichen Gesangs der Nachtigallen nutzte Josef Lach, um mit einem weit verbreiteten Irrtum in Bezug auf die Tiere aufzuräumen: Der filigrane Sänger trällert seine kurzen Strophen nicht nur bei Dunkelheit, auch während der Tagesstunden, fast rund um die Uhr. „Da fragt man sich, wann die Männchen futtern und sich um die brütenden Weibchen kümmern“, so Josef Lach.

Der Rückgang der Artenvielfalt hängt in großem Maß mit der Bebauung und der Industrialisierung der Landwirtschaft zusammen. Dazu kommt der Einsatz von Giften in der Natur, so Josef Lach.

Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben bis zu 80 Prozent weniger Biomasse von Insekten auf Windschutzscheiben von Autos nach Autobahnfahrten. Die Zahl der Insekten hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Somit haben alle europäischen Fledermausarten einen schweren Stand, betonte Vorstandsmitglied Hans Schwarting. Die nächtlichen Flattermänner sind alle Insektenjäger.

Deshalb setzt sich der Rodgauer Nabu seit Jahren für mehr blühende Flächen in Stadt und Feld ein, um den Insekten wieder mehr Lebensraum zu geben. Sie sind der Beginn der Nahrungskette.

Obwohl Windkraftanlagen als saubere Energie anerkannt sind, stellen sie tödliche Gefahren für fliegende Tiere dar. Wie Hans Schwarting erläuterte, rotieren die Außenspitzen der Rotorblätter bis zu 250 Stundenkilometer schnell – viel zu schnell für Vögel, diese werden „geschreddert“.

Für Fledermäuse endet das Leben um die Windräder oft mit geplatzten Lungen aufgrund der Druckverhältnisse um die Windmaschinen.

Bei dem Spaziergang in die Dämmerung hinein galt es die Sinne zu schärfen. Besonders der Gehörgang wurde beansprucht. Der Gesang der Feldlerche zählte zu den schönen Erfahrungen des Abends. Beeindruckend das Konzert der Kreuzkröten und Laubfrösche.

Akustisch umgewandelt auch die sonst unhörbaren Jagdrufe der Fledermäuse. Hans Schwarting machte als Nabu-Fledermaus-Experte mit einem Detektor die Schreie der Kobolde der Nacht mit Klickgeräuschen hörbar.

So kamen die Rodgauer Naturliebhaber in den seltenen Genuss, Fledermäuse wie den Großen Abendsegler zu „hören“, nicht aber zu sehen, denn er jagte hoch oben über den Baumwipfeln des Waldes.