Schöne Ideen laden zum kurzen Schwätzchen ein Gartenzaun als Kunstobjekt

Die Hingucker auf dem Zaun sind festgeschraubt und mit Kabelbindern gesichert. Foto: Pelka

Wer den am originellsten verzierten Gartenzaun von Rodgau sucht, der ist in der Babenhäuser Straße in Jügesheim richtig. Dort hängen am rostigen Metall Küchengeräte von anno dazumal.

Rodgau – „Meine Frau und ich – wir sind Flohmarktgänger“, sagt Roland Smrsch. Das erklärt aber nur halbwegs, weshalb der 64-Jährige den betagten Metallzaun am Garten so hübsch aufgehübscht hat. Vielmehr ist es so, dass bei dem Mann zu Entdeckerlust auf Flohmärkten noch Phantasie, der Mut zum Ungewöhnlichen, handwerkliches Geschick und guter Geschmack eine glückliche Allianz eingehen.

Für ihn und seine Frau ist dieser Zaun kein verrostetes Metallteil, sondern ein Stück Zeitgeschichte mit Alterspatina. Da lohnt es allemal, das verwitterte Alltagsobjekt mit ausgemusterten Dingen aus der Vergangenheit, die einer neuen Bestimmung zugeführt wurden, herzurichten. „Wegwerfen kann jeder.“ Jetzt versprühen der Zaun und der Garten dahinter dank der vielen kleinen und großen Hingucker einen ganz besonderen Charme, der zum Verweilen und Erinnern einlädt. „Besonders interessant wird es, wenn ältere Damen hier vorbeikommen. Sie kennen die ganzen Geräte noch aus eigenem Gebrauch als Hausfrau“, schildert der gebürtige Jügesheimer einen weiteren Aspekt seiner Installation: Sie fördert die Kommunikation. „Ruck zuck kommt man darüber mit jemand ins Gespräch.“ Das schätzt inzwischen die gesamte Hausgemeinschaft. Die Mitbewohner haben in dem schön dekorierten Garten sogar ihre eigene Bank zum gemütlichen Schwätzchen.

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„Das ist hier ein kleiner Treff geworden“, freut sich Roland Smrsch.

Kuchenbackformen hängen am Zaun neben Pfannen, oben ist ein Bohnenschneider festgeschraubt, daneben eine Teigpresse für Spritzgebäck, ein Küchensieb und eine Milchkanne. Ein schönes Stück ist der gusseiserne Nussknacker in der Form eines Eichhörnchens. Kartoffelstampfer und Bügeleisen ziehen Blicke auf sich – zumal die Bügeleisen als Pflanzgefäße für Dachwurz dienen.

Ein wuchtiges Stück auf dem Rasen ist die 150 Jahre alte Sackkarre aus Volleisen (sogar die Räder). Sie stammt aus der Hamburger Speicherstadt und hätte bestimmt viel zu erzählen.

„Man hätte den Zaun auch tipptopp neu verzinken können. Das wäre aber sehr steril geworden“, erläutert der Hobbyrestaurator von Antiquitäten, warum er das Teil dann lieber originell und detailverliebt verziert hat.

Sein neuestes Projekt hat übrigens erneut mit einem Zaun zu tun. „Ich suche derzeit einen alten Metallzaun. In Kombination mit einer Sandsteinmauer soll er einen alten Holzzaun ersetzen.“

Man darf sicher sein, dass auch dieses Vorhaben gelingen wird. Denn selbst mit Maurerarbeiten kennt sich der fleißige Sammler aus. Aus sechs Gitterboxen voll alter Sandsteine hat er einen Sichtschutz zur Außenterrasse am Haus hochgezogen. Das ist freilich nicht eine einfache Mauer, sondern sie ist auf Kniehöhe unterbrochen von einem historischen Fensterrahmen aus Eisen, der einst in einem Stall Verwendung gefunden hatte. „Auf diese Weise kann ich immer sehen, wer kommt, zugleich sieht man aber mich nicht.“ Alles, was der fingerfertige Bastler anpackt, hat einen tieferen Sinn.

VON BERNHARD PELKA