Das Rotwelsch spielt heute keine Rolle mehr „Gaunerzinken“in Rodgau waren keine

Sind das Gaunerzinken oder nur ein unglücklicher Zufall? So mancher Hausbesitzer macht sich Sorgen um sein Hab und Gut, wenn seltsame Markierungen am Gartenzaun auftauchen. Die Polizei sieht es entspannt, mahnt aber zu Aufmerksamkeit. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – In früheren Zeiten markierten ortsfremde Reisende Häuser und Zäune mit ihrer geheimen Symbolsprache. Sie kommunizierten auf diese Weise, ob im betreffenden Gebäude fromme Menschen für ein kostenloses Mahl Einlass gewähren. Andere Symbole wiesen auf bissige Hunde hin oder auf Übernachtungsmöglichkeiten.

Heute dürfte diese Symbolik keine Rolle mehr spielen, trotzdem rät die Polizei zu Wachsamkeit. Denn damals tummelten sich leider auch Ganoven unter den Durchzüglern. So soll ein umgedrehtes T auf eine allein stehende Person im betreffenden Haus hinweisen. Ein Netz aus vertikalen und horizontalen Linien würde auf finanzielle Mittel auf dem Anwesen hindeuten. Die Polizei nennt diese Zeichen Gaunerzinken. Zwar geben die Ordnungshüter Entwarnung, im digitalen Zeitalter dürfte es unter Ganoven andere Kommunikationsformen geben. Aufmerksamkeit ist in Anbetracht gestiegener Einbruchszahlen aber angebracht.

In unserem vorliegenden Fall entpuppten sich die Markierungen in einem Nieder-Röder Wohngebiet als Hinterlassenschaften der Heckenschere des Nachbarn. Aber die Sorgen waren begründet. Bei einer Bewohnerin häuften sich die merkwürdigen Zufälle. Neben den seltsamen Kreisen am Gartenzaun schlug mitten in der Nacht die Alarmanlage an und darüber hinaus bekam eine Bekannte der betreffende Dame zu nachtschlafender Zeit einen Anruf, bei der die männliche Person Fragen zum Aufenthaltsort stellte. Und wer eh schon Einbruchsopfer geworden war, der spitzt ganz schnell die Ohren.

Wachsam sein

Die Polizei rät: Wer heute seltsame Symbole an Zaun oder Haus findet, sollte wachsam sein. Zwar kann es sich um einen Zufall oder um einen Streich von Jugendlichen handeln, trotzdem gilt es die Augen offen zu halten. Der Polizei sind diese Arten der Verständigung bekannt. Allerdings spielten sie schon seit langer Zeit keine Rolle mehr bei konkreten Fällen.

Schon seit mehreren hundert Jahren würden sich Ganoven über Symbole verständigen. Das so genannte Rotwelsch machte im späten Mittelalter die Runde. Eine waagerecht gezackte Linie bedeutete: Achtung, bissiger Hund. Dagegen würde ein einfacher Kreis bedeuten: Hier gibt es nichts zu holen. Im digitalen Zeitalter, so ein Polizeisprecher, dürften die Zeichen bei der Kommunikation unter Verbrechern keine Rolle mehr spielen. Trotzdem rät die Polizei, über solche Vorkommnisse die Dienststelle zu informieren. Sollten sich verdächtige Personen in Gegenden mit solchen Symbolen an Gebäuden aufhalten, heißt es die Notrufnummer 110 zu wählen. Solche Zeichen allein deuten aber nicht zwangsläufig auf einen Verbrecher in unmittelbarer Nähe hin, beruhigt die Polizei die Bürger.