Mal was anderes: Operngenuss im Bikini Gelungene Freischütz-Aufführung am Rodgauer Badesee

Opernbesucher im Bikini und in Badehose gehörten jüngst zum Stadtbild: Am Rodgauer Strandbad präsentierten acht Künstler die Oper „Der Freischütz“. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Was sich mit gutem Willen und entsprechendem Engagement so alles auf die Beine stellen lässt: Wenige Tage nachdem beim Rodgauer Strandbadfestival fetzige Rocksongs erklungen waren, erfüllten nun gelungene Arien die Luft entlang des Rodgauer Gewässers. Zwei Sopranistinnen, ein Tenor und ein Bass führten die Oper Der Freischütz von Carl Maria von Weber auf.

Vor der abendlichen Hitze suchte neben dem Gesangsquartett auch das vierköpfige Musikerensemble Schutz unter einem der hölzernen „Pilze“. Die acht Sänger und Musiker trugen eine auf 75 Minuten verkürzte Fassung des Werks vor. So präsentierten sie das Stück in einer Überarbeitung von Alexander Maschke.

Wie so oft, stand auch bei diesem Bühnenstück die Liebe im Mittelpunkt allen Strebens. Max (Michael Siemon) liebt Agathe (Romana Noack). Selbige wird auch von Kaspar (Simon Rudoff) umworben. Der beste Schütze sollte die Hand der jungen Dame erhalten, und schon entbrannte ein unfairer Wettkampf, bei dem der Teufel selbst seine Finger im Spiel hatte.

Als sogenannte Oper im Taschenformat führte das Ensemble den Freischütz auf. Im Rahmen der Reihe Musik auf Rädern touren die Musikbegeisterten durch Deutschland, um musikalische Kulturgüter den Bürgern ganz nah zu bringen. Am Tag vor dem Auftritt in Rodgau spielten die jungen Leute in Gedern vor 800 Zuhörern in einer Unterführung. Hinter der Reihe Musik auf Rädern steht die Internationale Stiftung zur Förderung von Kultur und Zivilisation, gegründet 1995 von Erich Fischer. Häufige Engagements finden in Seniorenresidenzen statt oder in Fußgängerzonen.

Die Schauspieler waren kurz vor dem Auftritt noch selbst ganz aufgeregt, um die Reaktion des Publikums zu erfahren. Um den abgesperrten Bereich um den „Pilz“ fanden sich 20 Minuten vor Beginn die ersten Interessierten ein. In ihrer Badekleidung lagen sie auf Handtüchern und Decken und warteten auf die Aufführung. Früher Szenenapplaus zeugte von dem Respekt und der Anerkennung, den das Publikum zollte. Andere Badegäste nahmen wenig Notiz und genossen statt der filigranen Klänge die wärmenden Sonnenstrahlen.