Wissenswertes über die alte Burg derer von Haginhusen Glas und Kerasmik weisen auf wohlhabende Edelleute hin

Volker Böres, Arnold Haag (von links) sowie Helmut Trageser informierten im Weiskircher Heimatmuseum eine Besucherin über die Ausgrabungsfunde an der Hainhäuser Wasserburg. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Einen Streifzug durch das Leben im 12. Jahrhundert boten der Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen sowie der Geschichts- und Kulturverein Hainhausen. Eine Auswahl der Zeitdokumente von den Ausgrabungen an der Hainhäuser Wasserburg schmückten die Vitrinen im Alten Spritzenhaus.

Bei den Ausgrabungen zwischen 2012 bis 2014 wurde nur ein kleiner Teil der Burg freigelegt, innerhalb einer Mauer, auf die man stieß. Womöglich ging die Bebauung am anderen Ufer der Rodau weiter. Eine Karte an der Museumswand zeigte die Lage der Ausgrabungen, zwischen den heutigen Fahrbahnen der Burgstraße und der Alfred-Delp-Straße. Auf der Karte eingezeichnet ist der alte Mühlgraben, als Schleife der Rodau.

Bei den Ausgrabungen kam eine Ringmauer (etwa 1,70 m breit) ans Tageslicht. Selbige bestand aus zwei Teilen, erläuterte Volker Böres den Besuchern im Weiskircher Museum. Sie hatte einen schmaleren Teil im Norden (1,25 m), der vermutlich jünger datiert als der südliche Rest. Die Mauerteile unterscheiden sich auch durch das Material: Behauener Basalt dominiert den jüngeren Abschnitt.

Eine an dieser Mauer im 90 Grad Winkel angesetzte Wand könnte zu einem Gebäude gehört haben.

Zu den Exponaten zählte ein Stück Glas. Was zunächst banal erschien, gab viel preis über das Leben vor 800 Jahren: „Glas ist für das 12. Jahrhundert sehr ungewöhnlich“, so Volker Böres. Es deutet auf gesellschaftlich höher gestellte Personen in der ehemaligen Burg hin. Ein Keramikteil war vermutlich ein Stück eines Kachelofens, auch sehr ungewöhnlich für jene Epoche.

Unter Vitrinenglas ausgestellt, auch diverse Tierknochen, darunter ein einige Zentimeter messendes Stück eines Hirschgeweihs.

Drei wuchtige Zeitzeugen stellten die Basaltquader auf einem Tisch dar. Sie gehörten zum schmaleren nördlichen Mauerabschnitt. Steine dieser Art sind bis heute in Hainhäuser Gebäuden zu finden, die nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurden. So lässt sich auf das Schleifen der Burg in jener Zeit schließen.

Stellt sich die Frage über die Herren von Hainhausen, oder Haginhusen, wie es damals hieß. Etwa um 1180 wurde das Gemäuer verlassen, die Burgherren siedelten nach Eppstein um. Bereits zehn Jahre später stellten sie den Erzbischof von Mainz. Es handelt sich um Siegfried II., geboren 1165. Somit kann von einer Geburt in Hainhausen ausgegangen werden. So bekleidete ein Hainhäuser dieses hohe Amt, nach dem Kaiser die zweite Person im Staat.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Hainhäuser Geschichts- und Kulturverein (GKH) mit seinem Vorsitzenden Ralf Neuhäusel und dem Heimatverein Weiskirchen (Vorsitzender Helmut Trageser) kam bei den Treffen zu den Vorbereitungen zum 40-jährigen Stadtjubiläum letztes Jahr zustande. Gespräche wurden darüber geführt, die Funde aus dem Magazin in Hainhausen in den Räumen des Weiskircher Museums auszustellen.

„Zur heutigen Ausstellung über die Wasserburg zu Hainhausen kamen am Ende über 100 Personen“, freute sich Ralf Neuhäusel über den Erfolg. „Die Besucher wurden wieder sehr detailliert von Helmut Trageser und Volker Böres über die Exponate, die Burgbewohner sowie deren Geschichte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen informiert“.

Auch über die Bewirtung wusste Ralf Neuhäusel positives zu berichten, „diese Möglichkeiten haben wir als GKH in Hainhausen leider nicht“.

Somit zeigte sich der GKH sehr dankbar für die Möglichkeit, Teile der Funde der Burgausgrabung ausstellen und somit der Öffentlichkeit nahe bringen zu können.

„Ein solch gemeinsames Projekt kann man aber nur aufstellen, wenn man an einem Strang zieht und man sich auch untereinander gut versteht“, betonte Ralf Neuhäusel. „Wir helfen uns gegenseitig, tauschen uns aus, in allen Bereichen. Das ist sehr wichtig für beide Vereine, denn Geschichte ist vergänglich, wenn das Wissen darüber nicht dokumentiert und gesichert wird“.

Der GKH hält Kontakt mit der Oberen Denkmalbehörde, um mögliche nächste Schritte der Burg-Recherche gemeinsam zu erstellen. Eine Grabung am Fundort der Burg ist derzeit nicht geplant. Eher wird versucht, im näheren Umfeld zu forschen, dazu gehört als erstes e eine Bodenradar-Messung (Prospektion). Ein Termin steht allerdings noch nicht fest.