Schneller als geplant fertiggestellt Hospiz am Wasserturm ist nun eröffnet

Das Hospiz am Wasserturm ist eröffnet. Der Präsident des Rotary Clubs Rodgau und Schatzmeister der Hospiz-Stiftung, Herbert Sahm (links), überreichte den symbolischen Schlüssel an Dr. Klaus Bartl (rechts) vom Betreiber „Mission Leben“. Es gratulierten (von links) der bauplanende Architekt Norbert Beck, Dr. Philipp Geis, Stellvertretender Vorsitzender der Hospiz-Stiftung Rotarier Rodgau, bauplanende Architektin Julia Beck, der bauleitende Architekt Matthias Bauer vom Hanauer Architekten- und Ingenieurbüro ABP und Elke Weyand, Prokuristin bei „Mission Leben“. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Das Hospiz am Wasserturm ist eröffnet. In hoher Geschwindigkeit wurde der Bau in den vergangenen elf Monaten in die Höhe gezogen: Die Arbeiten zum Rohbau begannen am 1. April 2019, sie waren zwei Wochen vor der errechneten Zeit abgeschlossen. Richtfest war bereits im Juli.

„Es macht mich sehr stolz, dass wir in nur elf Monaten anstatt der ursprünglich geplanten 15 Monate den Bau vollenden konnten“, sagte der Präsident des Rotary Clubs Rodgau und Schatzmeister der Hospiz-Stiftung, Herbert Sahm. Während seiner Rede zu Beginn der zeremoniellen Hospiz-Eröffnung blickte er auf die ersten Gedankengänge zum Projekt im Jahr 2011 zurück: „Bald war klar, dass die Finanzierung nur mit Hilfe einer Stiftung erfolgen konnte“. Die Rotarier gründeten die Hospiz-Stiftung Rodgau.

Die „Werte-Stiftung Frankfurt“ (WSF) unterstützte früh mit einer Million Euro. Am Tag der Eröffnung war die WSF vertreten durch Heiner Brand, der als Spieler und als Trainer den Titel des Handball-Weltmeisters feiern durfte.

Eine pfiffige Idee präsentierte Dr. Nikos Stergiou. Der Vorsitzende der Hospiz-Stiftung würdigte in seiner Ansprache den Moment mit einem Innehalten. Um den flüchtigen Augenblick bei den Gästen im Gedächtnis zu verankern, gab es im Präsentkorb ein Faltblatt, das mit Gerüchen und einer beigelegten Praline diverse Sinne ansprach.

Zu den Rednern gehörte Staatsminister Dr. Thomas Schäfer. Er erhielt Applaus für das an die Rotarier gerichtete Lob für deren „bürgerliches Engagement, wie man es besser nicht machen kann“.

Stadtrat Michael Schüßler hob die innere Einstellung der Projekt-Köpfe hervor, „getragen von Wille und Überzeugungskraft und einem Höchstmaß an Haltung“. Die Stadt Rodgau stellt 100.000 Euro bereit für Grünanlagen im Umfeld des Hospiz-Gebäudes, um den Freizeitgehalt des Areals zu erweitern.

Der hessische Landtags-Vize-Präsident Frank Lortz sprach von einer neuen Epoche der Hospiz-Versorgung im Kreis Offenbach.

Landrat Oliver Quilling hob hervor, dass das Projekt von allen 13 Städten im Kreis getragen wird. Kuratoriumsmitglied Lothar Mark dankte den vielen Helfern, wie dem Stromanbieter, der nach den Schäden durch das Unwetter vom August 2019 schnell half und sogar die Stromkosten für den Bau übernahm.

Während des Festakts trugen Ena Roth und Sven Garrech einfühlsam vorgetragene Musikstücke bei.

Im Hospiz werden Menschen ihre letzten Tage würdevoll verbringen können. Die 5500 Kubikmeter umbauter Raum stehen auf einem 4000 Quadratmeter großen Grundstück. Park- und Grünanlagen umfassen 1800 Quadratmeter. Die zwölf Gästezimmer sollen ab Mitte des Monats belegt werden.

Bauherr und Eigentümer des Hospizes ist die Hospiz-Stiftung-Rotary-Rodgau. Betreiber ist die „Mission Leben im Alter“, die ihre Wurzeln in der evangelischen Kirche hat. 17,4 Vollzeitkräfte werden die Gäste versorgen, 14,6 davon als Pflegefachkräfte für Palliativpflege. Zusätzlich sind 16 Ehrenamtliche aktiv, die in der Einrichtung Menschen auf dem letzten Weg begleiten, deren Versorgung zu Hause nicht gewährleistet ist. Voraussetzung für eine Aufnahme ist der Bedarf einer palliativ-medizinisch und pflegerischen Behandlung sowie die Bestätigung der Hospiznotwendigkeit durch einen Arzt – oder eine unheilbare Krankheit, die fortschreitend verläuft und eine Lebenserwartung von wenigen Tagen, Wochen oder Monaten zur Folge hat. Auch während des Betriebes wird die Stiftung involviert bleiben und sich um weitere Mittel bemühen. Die Krankenkassen übernehmen 95 Prozent der Pflegekosten im Hospiz. Die restlichen Ausgaben werden über Spenden finanziert.

„Wir können den Tod nicht besiegen, aber eine wichtige Schlacht gewinnen, indem wir das Sterben ins Leben zurückholen“, gab Dr. Stergiou den Gästen mit auf den Weg.