Fest auf dem Puiseauxplatz als Alternative zur Waldfreizeitanlage Kindermalaktion kein Notprogramm

Kaum begrenzte Möglichkeiten auf der großen Malfläche: Viele kleine Künstler verschönerten kürzlich das Betonpflaster im Nieder-Röder Stadtteilkern. Foto: Karin Klemt

Nieder-Roden – Statt Risiko im Wald lieber eine gesunde Malzeit: Zum zweiten Mal ist das städtische Alternativkonzept zum Kinderfest aufgegangen. Den Ehrgeiz, das beliebte Spektakel auf der Jügesheimer Waldfreizeitanlage – unter Corona unmöglich – bald wieder zu starten, haben die Kulturplaner im Rathaus sich zwar bewahrt. In der Malaktion auf dem Puiseauxplatz sieht Bildungsmanager Gerrit Kratz indessen mehr als nur ein Covid-Notprogramm.

Ähnlich geht es offenbar den vielen Eltern, die ihren Nachwuchs auf die horizontale Riesentafel im Nieder-Röder Stadtteilkern begleiteten. Mag bunte Kreide in den Klassenzimmern des digitalen Zeitalters schon ein Anachronismus sein, den jungen Straßenkünstlern leistete sie am Sonntag gute Dienste. Für jedes Kind, ob Krippenzwerg oder schon Grundschulveteran, hatten Kratz und sein Team einen kleinen Plastikeimer mit griffig-rundem Farbsortiment parat.

Nachschub lag in beruhigendem Umfang bereit – für die Kinder natürlich zum Nulltarif, für die Stadt dagegen nicht. Steuer-Euros aus dem Stadthaushalt für Betonpflaster-Kunst, die den nächsten Regen kaum überleben dürfte? Kratz hat damit kein Problem: „Das Kinderfest hätte auch Geld gekostet, und das nicht zu knapp.“

Der Aufwand für das weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Spiel- und Spaß-Spektakel, vor Corona längst regionale Institution und im vergangenen Jahr erstmals abgesagt, gab laut Kratz den Ausschlag für einen neuerlichen Verzicht. Bühnen ordern, Künstler buchen, Beschaffung von Spiel- und Bastelmaterial – all das müsse zeitig im Frühjahr erfolgen, dieses Jahr also gerade in der Zeit, als die Inzidenzen überall in die Höhe schnellten. Zu unsicher, habe das Kulturmanagement daher entschieden und frühzeitig wieder die Malaktion angepeilt.

Denn die, so Kratz, lasse sich im Gegensatz zum Massengewusel rund um den Waldfestplatz mit Übersicht und Hygieneregeln abwickeln: Abgegrenzte Felder, in deren Flatterband-Flächen sich die Nachwuchskünstler gruppenweise kreativ austoben dürfen, Einbahn-Wegesystem und kontrollierbare Zugänge. Anmeldung nicht zu vergessen, denn weil es für Kinder noch immer keinen zugelassenen Corona-Impfstoff gibt, funktioniert die 3G-Regel – von 2G ganz zu schweigen – in diesem Fall nicht. Damit alles reibungslos lief, griffen die Organisatoren im eigenen Hause über den Kultursektor hinaus. Auszubildende aus der Verwaltung besetzten jeweils mit erfahrenen Kolleginnen Infostände – etwa den der Stadtwerke, wo es Geschenktüten mit Frisbee-Scheibe, Springseil und Malkreide für den Hausgebrauch gab. Ordnungspolizisten passten auf, dass Grüppchen und Schwatzrunden überschaubar blieben, und die schnelle Eingreiftruppe für Kratzer und Wehwehchen stellte das Rote Kreuz. Bevor am Nachmittag ein Erzähler seine Geschichten zum Besten gab, war Kindertheater zum Mitmachen angesagt. Mit der gestrengen Aushilfslehrerin bestanden rund 20 Kinder im improvisierten Klassenzimmer einen Fragentest und schlüpften zwanglos in Rollen. Als Abstandhalter fungierten dabei echte Rodgauer „Gude -Steine“, je nach Laune zwecks Facebook-Post mit heim zu nehmen oder an passender Stelle wieder „auszuwildern“.
 zrk