Stadt temperiert auch Veranstaltungsräume auf 19 Grad Klagen über kühle Luft beim Kreppelkaffee

Bewegung wärmt bei der Fastnacht, ob beim Schunkeln oder bei der Polonaise durch den Saal. Dennoch empfiehlt es sich, kein allzu luftiges Kostüm zu tragen – oder zumindest etwas Warmes darunter.

Nieder-Roden – „Zieht euch warm an“ war das heimliche Motto der Kreppelkaffee-Fastnacht im Bürgerhaus Nieder-Roden. Vor allem am Sonntag klagten Besucherinnen über Kälte im Saal. Die Beschwerden blieben nicht ungehört: Für den zweiten Teil des Programms drehte der Hausmeister die Heizung hoch.

„Schweinekalt“ sei es gewesen, berichtete auch eine Besucherin der Samstagssitzung. Schon nach zehn Minuten hätten die ersten Frauen den Saal verlassen, um an der Garderobe ihre Jacken, Mäntel und Schals zu holen.

Wegen der Energiekrise würden öffentliche Räume derzeit auf 19 Grad Celsius beheizt, sagt Erster Stadtrat Michael Schüßler auf Anfrage unserer Zeitung. Das gelte für den Bürgerhaus-Saal ebenso wie für die Büros des Rathauses. Ausnahmen gebe es lediglich für Kindertagesstätten (wärmer) und für Sporthallen (kälter).

Bei 19 Grad könne man es mit geeigneter Kleidung durchaus aushalten, so Schüßler. Den Besuchern der Veranstaltungen werde nicht mehr zugemutet als den Rodgauer Schülern und den Bediensteten im Rathaus.

„Das ist keine Maßnahme, um die Menschen zu ärgern“, betont der Erste Stadtrat. Es handele sich lediglich um einen kleinen Beitrag, um die Energiekrise zu überstehen: „Das Thema Energiemangellage ist noch nicht vorbei. Es wird uns auch im nächsten Winter beschäftigen.“

Bereits bei der Lachnacht am 14. Januar sei er auf die kühle Luft im Saal angesprochen worden, berichtet Kulturdezernent Winno Sahm. Die Stadt stelle es den Besuchern ihrer Kulturveranstaltungen frei, ihre Mäntel und Jacken mit in den Saal zu nehmen. „Es gibt eine gemessene und eine gefühlte Temperatur“, so Sahm. Wegen des Lüftungssystems gebe es Stellen im Saal, die subjektiv als kühler empfunden werden. Das bestätigt auch Bürgermeister Max Breitenbach. Betroffen seien zum Beispiel die ersten ansteigenden Reihen auf der Tribüne.

Die Lüftungsanlage des Bürgerhauses Nieder-Roden ist erst gut drei Jahre alt. Fast eine halbe Million Euro investierte die Stadt damals in Lüftung und Heizung. „Wir haben einen sehr hohen Aufwand betrieben“, betont Michael Schüßler. Über Wärmetauscher wird im Winter erwärmte Frischluft zugeführt. Im Sommer hingegen sorgt ein Klimaregister für angenehme Temperaturen ohne den hohen Energieverbrauch einer herkömmlichen Klimaanlage. Die Frischluft strömt durch elf sogenannte Luftduschen in den Saal. Die Lüftungskanäle und Auslassöffnungen sind so konstruiert, dass sich die Luft möglichst gleichmäßig verteilt.

Die Kreppelkaffee-Gäste zogen am Sonntag alle Register, um mehr Wärme zu fordern. „Auch ich wurde mehrfach kontaktiert“, berichtet Bürgermeister Breitenbach. Wenig Verständnis hat er für den Ton, in dem sich manche Besucherinnen beschwerten: „Auch der Brandsicherheitsdienst wurde angemeckert.“

Von Ekkehard Wolf