Jazz, Rock und Lobpreis-Lieder in der Emmausgemeinde Ein Konzert im Geiste Luthers ganz ohne Luther

Zwei Bands zusammen auf der Bühne begeistern das Publikum. Links steht Soul Feeding, rechts Take 5. Foto: Kirstein

Rodgau (red) – Martin Luther wäre begeistert gewesen, obwohl ausdrücklich betont wurde: „Anything but Luther“ (Alles außer Luther). Knapp drei Stunden jazzten, swingten und rockten am Samstagabend die Bands Soul Feeding und Take 5 in der Jügesheimer Emmausgemeinde derart, dass es selbst den phlegmatischsten Zuhörer kaum mehr auf dem Stuhl hielt. Tapfer widerstanden die Musiker der Versuchung „Ein feste Burg“ zu rappen oder „Gelobet seist du, Jesu Christ“ im Soul-Arrangement zu präsentieren. Stattdessen gab es fast drei Stunden lang Swing, Blues und Rockballaden, anspruchsvolle Popsongs und Lobpreis-Lieder vom Feinsten.

Moderator Dirk Mitter versuchte die Brücke zu schlagen: „Im Geist ist Luther doch dabei“, meinte er und verwies auch auf das Konzertplakat, das den berühmten Kirchenmann im Hintergrund zeigt. Doch damit war dem Lutherjahr auch genügend Tribut gezollt – Louis Armstrong, George Gershwin, Dave Brubeck, Silbermond und Three Doors Down prägten den Benefizabend zugunsten der Kirchenmusik in der Emmausgemeinde.

Soul Feeding brillierte vor allem mit temperamentvoller geistlicher Popmusik, aber auch mit nachdenklichen Balladen und Protestsongs. Die Band hat sich vor knapp zwölf Jahren als Konfiband gegründet. Inzwischen haben sich die sieben jungen Erwachsenen zu ausgezeichneten Musikern entwickelt. Marvin Goetze (Gitarre), Felix Safosnik (Bass) und Tobias Jäger (Drums) sowie die Sängerinnen Svenja Asmus (auch Altflöte), Jennifer Bolender, Catherine Langer und Ilka Ludwig (auch Querflöte) sind längst über die Grenzen Rodgaus hinaus bekannt.

Ebenfalls eng mit der Emmausgemeinde verbunden ist die Jazz- und Swingformation Take 5, die schon mehr als 13 Jahre besteht. Ob Swing, Blues, oder Hot Jazz – wer traditionellen Jazz mag, wird nicht enttäuscht. Herausragend Sängerin Linda Kleinsorge, die von leicht-verrucht bis lyrisch-verspielt sämtliche Nuancen der musikalischen Gefühlstonleiter anklingen ließ. Wenn dann dazu Michael Höf an der Posaune, Jörg Wengenmair am Saxophon, Jo Kipper an der Gitarre, Hajo Krüger an den Drums und Bandleader Michael Jäger am Keyboard „Birth of the Blues“, Weather Reports „Birdland“ oder den Bandnamenssong „Take 5“ intonierten, blieben kaum Wünsche offen. Auch die Eigenkompositionen überzeugten. Zum Schluss gab’s ein gemeinsames, rauschendes Finale beider Bands mit strahlenden Gesichtern sowohl beim Publikum als auch bei den Darbietenden. Nicht zuletzt die vielen Zugaben bezeugten: Das war ein gelungener Abend, ganz im Geist Luthers. Auch wenn der nicht dabei war.