„En Haufe Leut“ Chef verlässt nach 50 aktiven Jahren die Bühne Lothar Mark übergibt Stab an Claudia Wenhardt

Claudia Wenhardt folgt als Chefin von En Haufe Leut auf Lothar Mark. Foto: Christoph Müller/p

Rodgau (red) – In diesem Jahr feiern „En Haufe Leut“ mit Kabarett aus em Parlament ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Premiere am 3. September und die darauffolgende Aufführung am 10. September werden die letzten Bühnenauftritte für den Gründer des Ensembles sein. Beginn ist jeweils um 19 Uhr in der Aula der Georg-Büchner-Schule.

Mit diesen beiden Aufführungen endet eine 50-jährige Bühnenpräsenz.

Seit 1967 ist Lothar Mark in der Giesemer Fastnacht aktiv. Dort war er als Büttenredner, Texteschreiber und als Giesemer Till eine „Säule des organisierten Frohsinns“, wie er sich selbst immer auf die Schippe nahm. Das konnte er. Über sich selbst lachen. Über seine eigenen Unzulänglichkeiten, seine von ihm an sich entdeckten Halbheiten, über die er am meisten lachen musste. Dabei konnte er ganz selbstkritisch mit sich umgehen, aber auch mit anderen. Seine Anforderungen an sich und Andere waren immer hoch.

Wenn man ihn fragt, worin das Rätsel besteht, dass er so viel Erfolg mit seinen Aktivitäten hat, kommt prompt seine Antwort: Man muss dem Glück nicht hinterherrennen. Man darf es aber mit beiden Armen in Empfang nehmen, wenn es auf einen zukommt.

1976 gründete er die Showgruppe „En Haufe Leut“, von der bereits damals die Presse urteilte: „Das ist Kabarett in der Fasstnacht“. Die Themen waren zahlreich die vor allem die kommunale Politik lieferte. Lothar Mark hat sie in den verschiedenen Rollen alle aufs Korn genommen. Seine Mannschaft bestand häufig bis zu 15 Personen.

In seinen Shows dominierte das menschliche und allzu menschliche. Die täglichen Flickwerke, die menschlichen Schwächen, Unvollkommenheiten, vor denen er sich selbst nicht ausnahm. In den Themen der Familienkonferenz konnte man häufig die eigenen vier Wände der Marks erkennen. Aber auch die Politik wurde nicht verschont. Gleich ob Maritima Skandal, Fränkli Kredit, zahlreiche Bürgermeisterwahlkämpfe, ungezählt die Stadträte, die er aufs Korn nahm.

Alleine durch die Eingemeindungen mussten ihn 10 Bürgermeister ertragen. Hinzu gesellte sich die doppelte Anzahl von Stadträten. Alle haben ihm kräftig zugearbeitet.

Der große Wurf ist ihm und seinem Ensemble sicherlich mit dem Programmformat „Kabarett aus em Parlament“ gelungen. Es ist die einzige Veranstaltung, die das Treiben der Stadt und das große Bemühen um einen Kultursommer überlebte.

Nicht nur dass die Kulturschaffenden dafür niemals einen Cent Zuschuss beantragt hätten, nein, rund 100.000 Euro sind in den letzten 25 Jahren zur Förderung der Jugend, Kindergärten, Schulen, Behinderteneinrichtungen, sozialen Einrichtungen und dem Hospiz aus dem Reinerlös seiner Veranstaltungen gespendet worden. Wer aufmerksam durch die Hintergasse in Jügesheim geht wird erkennen, dass zu den Mitbegründern von Tante Emma Rodgau e.V. sein Ensemble gehört, das auch ein Viertel des Vorstandes stellt.

Sein ehrenamtliches Engagement wurde ihm von seiner Heimatstadt hoch angerechnet. Im Jahre 2001 beschlossen die Verantwortlichen der Stadt, dass „En Haufe Leut“ mit dem Kulturpreis der Stadt Rodgau bedacht wird. Es war eine große Ehrung für ihn und seine Protagonisten. Das Preisgeld wurde ebenfalls gespendet. Er hatte die Ehrung „befürchtet“, wie er damals sagte. Man muss so eine Ehrung auch einmal annehmen. Dass die Kritik an der Obrigkeit anhielt, mussten in der Folge zahlreiche Kandidaten vor den Wahlen aushalten. Oft sagten die Besucher von Kabarett aus em Parlament den Wahlausgang mittels vorgezogener Wahlen in den Veranstaltungen auf den Punkt genau voraus. Zuletzt litt der CDU Kandidat Burmeister-Salg darunter.

Als Chef der Truppe hat er immer darauf geachtet, dass auch junge Darsteller in seinem Programm Platz fanden und Auftreten durften.

Seine Nase für Talente ist legendär. So holte er vor 4 Jahren Sven Stripling und Laurenz Tauber auf die Bühne, die mit Kabarett zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu tun hatten. Aus der Fastnacht kamen Christina Sturzenegger, Phillipp Sahm, Julian Grimm, Johannes Schüler. Aber auch die Gründungsmitglieder sind noch reichlich vertreten, wie Harald Mahr, Katja Schweppe, Nobi Goergen, Peter Otto, Anni und Wolfgang Fisch.

Mit seinem Gespür für ihre Begabungen brachte er zuletzt Claudia Wenhardt auf die Bühne in der JSK Fastnacht, die auch eine Größe im Kabarett ist. Sie wird in Zukunft die Leitung übernehmen.