Mehr Platz für Fahrräder

Eine Leichtmetallschiene befördert das Fahrrad in die obere Etage der Fahrradbox an der S-Bahn-Station Jügesheim. Das

Rodgau –  Für Fahrradparkplätze an den S-Bahn-Stationen will die Mehrheit des Stadtparlaments in diesem Jahr 200 000 Euro ausgeben. Das geht aus einem Antrag der Kooperation zum Haushaltsplan 2023 hervor.

Vor allem in Jügesheim und Nieder-Roden gibt es zu wenig Stellplätze für Fahrräder. Unzählige Radfahrer schließen ihre Fahrzeuge in der warmen Jahreszeit an den Geländern fest.

Die Kooperation will nicht nur eine Alternative zum Wildparken bieten, sondern auch die vorhandenen Stellplätze verbessern. Dächer sollen die Fahrräder vor Regen schützen, eine Beleuchtung soll das Sicherheitsgefühl im Dunkeln erhöhen. Auch an den Bürgerhäusern gelte es die Fahrradabstellmöglichkeiten zu optimieren.

Nach und nach wollen die fünf Fraktionen (SPD, Grüne, FDP, Tierschutzpartei, Freie Wähler) auch die abschließbaren Fahrradboxen durch moderne, digitale Anlagen ersetzen. Die Fahrradboxen sollten besser erreichbar und leichter zu buchen sein, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Felix Deister auf Anfrage unserer Zeitung.

Bereits im Mai 2016 hatte die Stadtverordnetenversammlung ein Konzept für Fahrradparkplätze an den S-Bahn-Stationen (Bike+R, B+R) beschlossen, das aber nie umgesetzt wurde. Die Empfehlungen der Hochschule Darmstadt sahen unter anderem zusätzliche Fahrradboxen an allen Stationen außer Hainhausen vor. Außerdem sollte das Angebot an sogenannten Bügelparkern erweitert werden. Die Gesamtkosten wurden auf mehr als 370 000 Euro beziffert.

Die Hochschul-Arbeitsgruppe um Professor Jürgen Follmann hatte schon damals „eine unerwünschte Verlagerung zum Wildparken“ beobachtet. Besonders krass war die Situation in Jügesheim. Allein dort wurden zusätzliche Fahrradständer für mehr als 100 Räder empfohlen. Die Arbeitsgruppe empfahl zudem, „die Möglichkeiten der Videoüberwachung an den B+R-Anlagen zu prüfen“.

Zurzeit verwalten die Stadtwerke Rodgau rund 100 Fahrradboxen. Die meisten sind mit herkömmlichen Schlüsseln ausgestattet. Außerdem betreibt der Eigenbetrieb zwei elektronisch gesteuerte Anlagen am Rathaus und am Strandbad. Sie benötigen unterschiedliche Buchungssysteme (Apps).

An den S-Bahn-Stationen Jügesheim (Ostseite) und Weiskirchen sind alle Fahrradboxen dauerhaft vermietet. Interessenten können sich bei den Stadtwerken auf eine Warteliste setzen lassen. Das andere Extrem ist in Rollwald: Dort gibt es zwar nur vier Fahrradboxen, aber alle stehen leer. Die drei Fahrradgaragen mit Online-Buchung sind weniger gefragt. Die 20 Plätze am Rathaus sind nur zu 40 Prozent ausgelastet, wie Bürgermeister Max Breitenbach berichtet. Ebenfalls 20 Plätze stehen seit Mai 2022 am Strandbad zur Verfügung. Sie wurden während der Saison insgesamt 131 Mal genutzt.

Bereits seit sechs Jahren gibt es an der S-Bahn-Station Jügesheim eine Fahrradgarage, deren Stellplätze man online reservieren kann: tage-, monats- oder jahresweise. Zurzeit ist eine der zwölf Boxen von einem Jahresmieter belegt, die anderen stehen meistens leer. „Wir hätten uns gefreut, wenn es ein bisschen mehr gewesen wäre“, sagt Marcell Biederbick von der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF), der die Anlage als Projektleiter betreut. Bisher seien ein, zwei Jahresnutzer, aber nur wenige Monats- oder Tagesbuchungen zu verzeichnen gewesen. Damit seien die laufenden Kosten aber gedeckt.

Die geringe Nachfrage erklärt Biederbick unter anderem mit der ungünstigen Lage an der Westseite der S-Bahn-Strecke. Die meisten Jügesheimer wohnen östlich der Bahn. Berufspendler in Richtung Offenbach müssen morgens zweimal durch die Unterführung, wenn sie die Fahrradbox an der Westseite nutzen.

Ähnliche Anlagen stehen in Dietzenbach an der S-Bahn-Station Mitte und am Bahnhof Seligenstadt. Die kvgOF wolle das Netz der Fahrradboxen weiter ausbauen, sagt Marcell Biederbick: „Es ist ein kreisweites Projekt.“ Weitere Kommunen hätten bereits ihr Interesse geäußert.

Von Ekkehard Wolf

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