Das alltägliche Leben in Vitrinen ausgestellt Museum gibt Einblicke in die „gute alte Zeit“

Welche Tinkturen stellte in früheren Tagen der Apotheker her? Die Vitrine im Heimatmuseum Jügesheim gibt die Antwort. Bei der aktuell herrschenden Sommerhitze kam für Alexander nur das Gefäß mit der Frostsalbe infrage. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Das Jügesheimer Museum für Heimat- und Erdgeschichte ist bekannt für seine umfangreiche Fossiliensammlung. Dabei bieten die anderen Exponate um die Steine herum weitere detaillierte Einblicke in die Historie des Stadtteils. Die Macher des Museums um den Vereinsvorsitzenden Josef Herbert Spahn legen Wert auf die Authentizität und Aussagekraft der ausgestellten Gegenstände. Daran hat sich auch nach dem Umzug der Ausstellung in die Vordergasse nichts geändert. Das Museum öffnet Tore in die Lebensweise der Menschen vor hundert Jahren. In den Häusern zu jener Zeit war die Küche ein Allzweckwohnraum, erläutert Josef Herbert Spahn, dort wurde sich gewaschen, es wurde gekocht und über den zu Ende gehenden Tag geredet.

Außer Geschirr und Waschzuber standen dort womöglich auch die Hochzeitsgeschenke, von denen im Heimatmuseum ein kleines Schmuckstück zu finden ist. Es zeugt von der Hochzeit der Eheleute August und Anna Maria Wilhelm im Jahr 1904. Ein etwa DIN-A-4-großer Holzrahmen hält mehrere kleine selbst genähte Kisschen, Herzen und Rüschen mit liebevollen Glückwünschen an die frisch Vermählten: „Mög‘ die Lieb‘ euch immerdar, froh vereinen viele Jahr‘, alle Freuden, alle Schmerzen, vereint in frohem Herzen“.

Thematisch sortiert sind weitere Museumsstücke in den gläsernen Ausstellungsschränken zu sehen: Der Volksfrömmigkeit ist ein separater Teil gewidmet, und gleich gegenüber sind zentrale Gebrauchsgegenstände der städtischen Finanzen ausgestellt: Die Geldscheine aus Inflationszeiten zieren durchaus Beträge von bis 50 Millionen Mark. Die Summe würde heute die finanziellen Sorgen der Stadt mit einem Schlag tilgen.

In den Tagen vor der Erfindung des Lastschrifteinzugs ging der damalige Stadtkämmerer durch die Straßen und trieb die Steuern ein. Bezogen auf Jügesheim füllte der Kämmerer, oder Rechner, wie er vor 100 Jahren genannt wurde, dem Fiskus die Kassen. Mit einer etwa Pralinenschachtel großen Stadtkasse klopfte 1870 der Rechner Franz Adam Winter an den Türen der Jügesheimer und trieb die Steuern ein.

Zwar findet sich heute in dem metallenen Kästchen kein Bargeld mehr, aber Besucher des Heimatmuseums bekommen durch die Stücke Einblicke in die Lebensweise in der guten alten Zeit.