Spannendes Programm beim Dozentenkonzert der Freien Musikschule Rodgau Musikalische Zeitreise durch 900 Jahre

Strahelnde Gesichter: Nach dem Konzert genießen die Dozenten den Applaus des Publikums. Foto: p

Rodgau (red) – Es gibt inzwischen eine kleine erlesene Zuhörerschaft, die sich alljährlich bei den Dozentenkonzerten der Freien Musikschule Rodgau trifft, um den ausgefallenen Kammermusikprogrammen des Kollegenteams um Katharina Weltzien-Falk zu lauschen. In diesem Jahr war die Dankbarkeit groß für ein spannendes und herausforderndes Kammerkonzert, das in vielerlei Hinsicht keine Wünsche offenließ. Eine Zeitspanne von gut 900 Jahren Musikgeschichte wurde dargeboten und man bekam den Eindruck, dass alle Musikstücke über ihre Entstehungsdaten und Genrezugehörigkeit hinaus miteinander in einer Verbindung standen, die man nicht auf den ersten Blick vermutet hätte. Ruhig und charmant moderierte Weltzien-Falk das Programm und entführte ihr Publikum in die Welt der Komponisten, so dass man sich mit neuem Blickwinkel auf die Musikstücke einlassen konnte.

Den Beginn machten Sue Ferrers und Steffen Huther auf der Nyckelharpa und Gitarre mit 3 mittelalterlichen Stücken, die ihrerseits bereits fast 400 auseinander lagen. Sie betörten die Zuhörer geradezu mit ihrer ganz persönlichen Interpretation von „O quam mirabilis“ von Hildegard von Bingen, dem traditionellen sephardischen Lied „La rosa enflorece“ aus dem 15. Jahrhundert und dem 166-gsten der „Cantigas di Santa Maria“ aus der Sammlung des spanischen König Alfonso X aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert. Ihnen wurde musikalisch ein zeitgenössischer Komponist an die Seite gestellt: Peteris Vasks aus Lettland, geboren 1946. Für sein naturlyrisches virtuoses Flötensolo „Aivanar ar putniem“ („Landschaft mit Vögeln“) konnte die Musikschule Rolf Bissinger verpflichten, ehemaliger Flötist im Museumsorchester Frankfurt am Main. Mit weichem Instrumentalklang, der eigenen tönenden Gesangsstimme „unter“ dem Flötenton und vielen weiteren neuen Spieltechniken begeisterte Bissinger seine interessierten Zuhörer. Das Dozentenensemble der Freien Musikschule tat sich im Anschluss zusammen und führte drei Sätze aus Antonio Vivaldis „Gloria in D-Dur“ auf. Die Sopranistin Sabine Bussalb und die Altistin Katharina Weltzien-Falk harmonierten bestens und wurden instrumental begleitet an der Violine von Astrid Mäurer und Joachim Grote, an der Viola von Zeynep Tamay, am Violoncello von Ulrich Fiedler und am Flügel von Sulfia Röhlig. Ebenfalls mit von der Partie war das Vokalensemble „HeartChor“ mit Anna Lena Seyfarth, Sorella Dubisz, Anna Braumann, Karl Fiedler, Martin Falk, Nils Schütte und Reinhold Baumann. Alle zusammen musizierten harmonisch und mit viel Gefühl für barocke Strukturen das Duett „Laudamus te“, die Sopranarie mit Solovioline „Domine Deus“ und die Altarie mit Chor „Domine Deus Agnus Dei“. Sie beeindruckten auch ohne Dirigent mit großen musikalischen Spannungsbögen und einem stets wohlklingendem Zusammenhalt. Mit der Duosonate A-Dur op-51 für Flöte und Violine von Joseph Bodin de Boismortier zeigten Rolf Bissinger und Astrid Mäurer, was gemeinsam musizieren bedeutet: den Klang aufeinander abstimmen, bis hin zur Atmung aufeinander eingehen und die musikalische Entwicklung eines Stückes erfassen und wiedergeben. Das alles taten sie mit wunderbarem Klang auf ihren Instrumenten. Langer Applaus brandete schon vor der Pause auf. Nach der Pause spielte Rolf Bissinger mit „Syrinx“ von Claude Debussy ein sehr berühmtes Werk für Soloflöte. Er überzeugte erneut restlos mit einem Klang von samtweich bis rhythmisch prägnant und ausdrucksstark. Rhythmisch und prägnant blieb es auch bei der fünfsätzigen Sonate op. 25 Nr. 3 für Solovioloncello vom einstigen „musikalischen Bürgerschreck“ Paul Hindemith. Charakterstark und sehr sicher spielte Ulrich Fiedler das virtuose Werk und ließ alles Schwere leicht klingen, was spontane Bravorufe hervorrief. Als sei das noch nicht genug gewesen, sangen und spielten sich Sabine Bussalb und Sulfia Röhlig mit drei Liedern von Richard Strauss in die Herzen der Zuhörer und beendeten das Konzert mit der „Zueignung“, nachdem sie zuvor mit „Die Nacht“ und „Meinem Kinde“ große musikalische Bögen zeichnen konnten, die in ihrer Zartheit und Detailfreude begeisterten. Mit langanhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum auch für ausgeteilte Rosen und einen wunderschön geschmückten Saal (Bärbel Baumann und Anna Braumann).