Gegen die soziale Kälte Neuer DRK-Kleiderladen in der Hintergasse in Jügesheim

Bald können gute gebrauchte Kleidungsstücke den Besitzer wechseln. Wenn der DRK-Laden in der Hintergasse 7 seine Pforten öffnet, werden Bürger ihre ausrangierten Textilien anliefern. Sozialarbeiterin Christine Zoeller und Juan Camilo Pulido Riueros sortieren bereits vor. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Nicht von ungefähr kommt die Bezeichnung „Bekleidung und Mehr“. Der Kreisverband Offenbach des Deutschen Roten Kreuzes ist Betreiber des neuen Ladens in der Hintergasse. Gute gebrauchte Kleidungsstücke sollen dort den Besitzer wechseln. Das „Mehr“ bedeutet: PC- und Tablettkurse für Senioren, Angebote für Familien, Senioren und Gesundheit, Näh- und Änderungsschneidereien sowie Yoga. „Das muss natürlich alles zunächst einmal wachsen“, betont Christine Zoeller. Als Sozialarbeiterin ist sie Ehrenamtskoordinatorin und verantwortlich für die Kleiderläden im Kreis.

Die Migrationsberatung ist zwei Mal pro Woche geplant, dafür werden Räumlichkeiten im 1. Stock eingerichtet. Und genau dort hapert es zurzeit etwas. Es müssen neue Wände eingezogen werden, durch Krankheit des Handwerkers verschiebt sich der für den 20. März geplanten Start der Einrichtung.

Wenn alles eingerichtet ist, sollen Kleidungsstücke über die Bürger den Weg in die Hintergasse finden. Gebrauchte, aber gut erhaltene Textilstücke sind gefragt, alles was noch tragbar ist und somit weitergegeben werden kann. Verkauft werden die Stücke ab einen Euro für Unterwäsche bis hin zu zehn Euro für Lederjacken. „Wir sind auf Kunden angewiesen“, motiviert Christine Zoeller alle Rodgauer zum Einkauf, denn die Kosten für die Räumlichkeiten müssen wieder hereinkommen. Die laufenden sowie die Fixkosten bleiben nicht aus.

Sozialstaat funktionieren nur noch mit Ehrenamt 

Stellt sich allerdings die Frage, warum eine Einrichtung wie ein Kleiderladen in einem so reichen Land wie Deutschland notwendig ist? Die Schere klafft immer weiter auseinander, bezieht sich die Sozialarbeiterin auf die Bevölkerungsschichten „oben und unten“, ein Kind ist ein Armutsfaktor, sagt sie, der Sozialstaat funktioniert nur noch mit Ehrenamt. „Die soziale Ungerechtigkeit ist greifbar“, alleinstehende Frauen, die Kinder groß gezogen haben, bekommen eine viel zu geringe Rente. „Das macht Angst“.

Ein Hauptklientel gibt es in den Läden nicht, betont die Sozialarbeiterin, in Seligenstadt betreten Touristen aus Asien das Geschäft, in Dietzenbach kommen Migranten zur stundenlangen Gesprächsrunde; festhalten lässt sich lediglich, es kommen mehr Frauen als Männer. Die ersten Helfer klopfen in Jügesheim bereits an die Tür, Bürger wollen Kleidung abgeben, andere informieren sich über die ehrenamtliche Tätigkeit, um zu helfen. Das lobt Christine Zoeller sehr, „ich finde es toll, dass es so viel ehrenamtliches Engagement gibt, das der sozialen Kälte entgegen wirkt“.