Mitglieder- nicht gleich Bedeutungsschwund Neujahrsempfang der Matthias-Gemeinde in Nieder-Roden

Mit den besten Wünschen für das neue Jahr begrüßten sich die Gäste beim Neujahrsempfang der katholischen Gemeinde Sankt Matthias. Bei einem Glas Sekt und belegten Brötchen gab die Veranstaltung viel Raum für angeregten Gedankenaustausch. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Nach dem Gottesdienst ging es für die Nieder-Röder Katholiken zum Neujahrsempfang. Pfarrgemeinderatsvorsitzende Franziska Wolf und Winfried Resch von der Kolpingsfamilie begrüßten die Gäste im Pfarrheim. Die Sternsinger eröffneten mit einem ihrer Lieder, mit denen sie tags zuvor von Haus zu Haus zogen, um den Segen Gottes zu bringen. 6.500 Euro sammelten „die Heiligen aus dem Morgenland“ für Projekte in Kenia.

Beim Gottesdienst kurz vor dem Neujahrsempfang blickte Pfarrer Dr. Peter Eckstein auf die Situation in der Gemeinde und gab eine Standortbestimmung (nicht nur) für Nieder-Roden. „Wohin steuert die Kirche? Wo stehen wir?“ Mit diesen Worten warf der Pfarrer einen Blick in die Statistik des vergangenen Jahres: 16 Taufen, 51 Verstorbene, 37 Austritte und zwei Wiederaufnahmen. Das macht ein Minus von 70 Personen. Zwar ein zahlenmäßiger Schwund der Gemeindemitglieder, aber für den Geistlichen kein Grund von einem Bedeutungsschwund des Christentums zu sprechen.

Der Rückgang bedeutet, so der Pfarrer, dass das Christentum in genau jene Situation wieder hineingeht, die es aus seiner Frühzeit bereits gut kennt. „Es sind die Jahrhunderte, bevor sich die römischen Kaiser und die germanischen, keltischen und slawischen Stammesfürsten dem Christentum zuwandten und es damit chic wurde, Christ zu werden.

Es ist in den vergangenen 20 bis 30 Jahren deutlich geworden, dass auch die immer wieder vorgetragenen Patentrezepte nicht helfen. Aufwendige Eventgottesdienste haben auf Dauer genau so wenig Bindungskraft wie die noch immer stark vorhandene Tendenz von kirchlichen Führungskräften, über alle nur möglichen Themen noch eine fromme Soße zu gießen“, so Pfarrer Eckstein.

Keine kurzfristige Lösung

Das Resümee: „Es gibt keine kurzfristige Lösung. Es gibt keine ein zwei Knöpfe, die man nur finden und drücken müsste und ruck zuck ist die alte Volkskirche wieder da. Wenn es die in der gewohnten Form überhaupt jemals wieder geben sollte“. „Nur wer Substanz hat, kann auch Substanzielles anbieten. Nur wer wesentlich ist, hat Wesentliches mitzuteilen“, rief Pfarrer Eckstein das Fundament von Kirche und Gemeindeleben in Erinnerung.

„Wir werden mit dem zahlenmäßigen Schrumpfungsprozess noch eine ganze Weile umzugehen haben“, schloss Pfarrer Eckstein seine Predigt und appellierte: „Die Herausforderung, die das für uns bedeutet, ist, ihr Christen, werdet wesentlich und bleibt wesentlich. Ihr seid das Salz der Erde, sagt Jesus. Wenn das Salz schal geworden ist, taugt es zu nichts mehr und wird - mit Recht - weggeworfen. Qualität geht vor Quantität. Manchmal macht nur ein wenig Salz den Unterschied.

Rückbesinnen auf geistige Substanz

Entscheidend ist auch die Rückbesinnung auf die geistliche Substanz, von der ich lebe. Einen langen Atem mitbringen; wir befinden uns mitten in einem Langstreckenlauf. Den besteht man nicht allein mit Tempo, sondern mit einem klugen Einsatz der vorhandenen Kräfte. Bei einem Marathonlauf sind Höhen, Tiefen, Frustrationen ganz normal.  Ein Marathonläufer zehrt irgendwann ganz von der Substanz. Mit Kondition kommt er jedoch bestimmt ans Ziel.“