Volker Weirich hat seine Praxis geschlossen Patienten beklagen einen Arzt weniger

Immer mehr Hausärzte kehren Nieder-Roden den Rücken zu. Foto: Andrey Popov - Fotolia

Rodgau (cri) – Und wieder gibt es einen Hausarzt weniger in Nieder-Roden. Am 30. April hat Volker Weirich seine Praxis geschlossen. Grund: Die Eigentümer der Praxisräume haben dem Arzt gekündigt. Eigentlich hätte er schon Ende 2015 aus den Räumen ausziehen müssen. Da er in Nieder-Roden keine geeigneten Räume gefunden habe, das neue geplante Ärztehaus nicht fertiggestellt sei, sehe er keine andere Möglichkeit als zu gehen. Dies ist nun geschehen, ab Mitte Mai wird Weirich in einer Hausarztpraxis in Seligenstadt – zunächst als Vertretung – seine ärztliche Tätigkeit wieder aufnehmen.

Patienten meldeten sich bei der RodgauPost. Sie befürchten eine massive Verschlechterung der hausärztlichen Versorgung in Nieder-Roden. Sie schieben der Stadt einen Teil der Schuld am Wegzug von Volker Weirich zu. Der Vorwurf lautet Untätigkeit beim Bau des geplanten Medicums, und vor allem, dass statt eines reinen Ärztehauses Wohnraum entstehen dürfe. Unverständlich für die Menschen ist diese Änderung des Bebauungsplanes. Hans-Dieter Jost befürchtet, dass Nieder-Roden „das fünfte Rad am Wagen“ sei, dass aus der blühenden Kommune mehr und mehr eine „Wohnstadt“ werde. Jost fragt: „Wer kümmert sich ab 1. Mai um die Patienten von Volker Weirich?“ Die anderen Hausärzte seien bereits überlastet. Viele Patienten seien nicht mobil genug, nach Seligenstadt zu fahren. Der Leiter der Adler Apotheke am Puiseauxplatz Reza Azizi Nejad beklagt, dass das Ärztehaus am Puiseauxplatz kaum mehr ein solches sei. Er schiebt den Eigentümern den schwarzen Peter zu, die immer häufiger nicht an Ärzte vermieten. Ihm seien zwei Absagen an Allgemeinmediziner und Hautarzt bekannt. Zudem würden bis zu 13 Euro Miete pro Quadratmeter gefordert. Drei hausärztliche Praxen für 15000 Menschen in Nieder-Roden und Rollwald „sind eindeutig zu wenig“. Nejad schreibt in einem Brief an Bürgermeister Jürgen Hoffmann, dass es Aufgabe der Stadt sei, „die Grundlage für die Niederlassung von Allgemeinärzten und Internisten in Nieder-Roden zu verbessern“. Es gelte, Konzepte zu entwickeln, die die Versorgung der Bevölkerung sicherstellten. Die Stadt betont, dass sie keinen Einfluss auf die Niederlassung von Ärzten habe. Sie habe Weirich Kontakte zu Vermietern vermittelt, aber Arzt und Eigentümer müssten selbst zusammenfinden, sagte Pressesprecherin Sabine Fischer. Sie betonte, dass der Arztsitz in Rodgau bleibe. Es gebe laut Kassenärztlicher Vereinigung die Mittelbereiche Seligenstadt und Rodgau (zu dem Dietzenbach, Rödermark, Heusenstamm und Obertshausen gehören). Im Mittelbereich Rodgau gebe es elf freie Arztsitze. Aber man könne weder jemanden zwingen, sich hier niederzulassen noch Hauseigentümer, Praxisräume mit ihren besonderen Anforderungen (z.B. fließend Wasser in jedem Zimmer wegen der Desinfektion) zu bauen und zu vermieten.