Nachrichten- und Bürotechnik aus 55 Jahren Rodgau: Beginn immerwährender Erreichbarkeit

Anrufbeantworter sind Teil der Ausstellung, die beim Heimat- und Geschichtsverein Weiskirchen gezeigt wird. Foto: p

Rodgau (red) – Handys und Smartphones sind aus dem heutigen Leben kaum mehr wegzudenken. Sie gewährleisten ständige Erreichbarkeit und Kommunikation. Einkäufe kann man in Onlineshops und per email tätigen. Allerdings ist diese Technik erst seit ca. 25 Jahren vorhanden. In einer Dauerausstellung In den Räumen des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen machen Georg Zahn und Prof. Manfred Merkel die Lösungen vor der Einführung des Mobilfunks erlebbar.

In den 1950-er Jahren begann der Ausbau des flächendeckenden Telefonsystems in Westdeutschland. Ab den 1960-er Jahren war das Telefon in fast allen Firmen und Wohnungen vorhanden. In dieser Zeit wurde es für Ärzte und Gewerbetreibende immer wichtiger, telefonisch erreichbar zu sein. Termine und Bestellungen wurden per Telefon übermittelt. Wenn niemand abhob, war kein Geschäft möglich.

„In dieser Zeit wurde der automatische Anrufbeantworter erschwinglich. Mit diesen Geräten konnten zunächst Informationen über Öffnungszeiten gegeben werden; später war es dann auch möglich, das Anliegen aufzuzeichnen“ erklärt Georg Zahn, der Initiator der Dauerausstellung. „Ich möchte zeigen, wie sich diese Geräte im Laufe der Jahrzehnte entwickelt haben und wie sich die Nutzung während dieser Zeitspanne verändert hat.“

Zahn hat dazu aus seinem Fundus mehr als 50 Anrufbeantworter aus verschiedenen Jahrzehnten ausgewählt. Die meisten Geräte sind trotz des hohen Alters heute noch betriebsbereit und können in der Ausstellung ausprobiert werden. Die in ihnen verbaute analoge Technik gilt als Vorläufer heutiger digitaler Technologie. „In einem Anrufbeantworter von 1962 wird die Ansage auf eine Magnetscheibe gespeichert – das ist das gleiche Prinzip heutiger Festplatten“ erklärt Zahn. „Dies war damals Hightech und entsprechend teuer. Mehrere Tausend DM waren keine Seltenheit. Entsprechend wurden die Geräte gepflegt und gewartet; das spezielle „Anrufbeantworter-Symbol“ neben der Telefonnummer im Telefonbuch war ein Statussymbol“.

Helmut Trageser vom Heimat- und Geschichtsverein ergänzt: „Da es in früheren Zeiten auch noch keine PC gab, wurde die Korrespondenz größerer Firmen in separaten Schreibbüros an Schreibmaschinen erstellt und dann per Post versandt. Briefe wurden einer Stenotypistin entweder diktiert oder direkt mit einem Diktiergerät aufgezeichnet und dann in das Schreibbüro übergeben, wo sie ‘ins Reine’ geschrieben wurden. Ich bin froh, dass Georg Zahn auch diese Art der Geräte bei uns zeigen kann. Dies bildet einen guten Gesamtüberblick über die Arbeitsweise der 60er bis 80-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.“

In seiner Tätigkeit als Servicetechniker für die führenden Anbieter Zettler, Assmann Compur, Tiptel und Uher konnte Georg Zahn über die Jahre ausgemusterte Geräte sammeln und betriebsbereit halten. In der Ausstellung werden nicht nur die Geräte selbst, sondern auch Schaltpläne und Prüfgeräte gezeigt.

Neben der stationären Erreichbarkeit per Festnetztelefon zeigt Prof. Manfred Merkel die Entwicklung der mobilen Kommunikation auf: „In den 70ern wurde das Bedürfnis nach mobiler Erreichbarkeit größer. Personenrufsysteme wie das Eurosignalsystem oder Cityruf gaben die Möglichkeit, unterwegs kontaktiert zu werden und sich dann zu melden“, so Merkel.

Die Ausstellung ist in den Räumen des Heimat- und Geschichtsvereins Weiskirchen „Altes Spritzenhaus“ in der Bahnhofstraße in Rodgau am 3. Februar, am 3. März und am 7. April jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.