Mitglieder der botanischen Wanderung entdecken Zweizahn am Gewässer Seltene Pflanzen rund um Rotsohl und Gänsbrüh

Die botanische Wanderung des Naturschutzbundes ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil im Veranstaltungskalender. Dieses Jahr führte die Tour in das Naturschutzgebiet Rotsohl und Thomassee. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Für die alljährliche botanische Wanderung suchte Josef Lach dieses Jahr ein ganz besonderes Fleckchen aus. Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Rodgau führte die 15 Teilnehmer vorbei am Naherholungsgebiet Gänsbrüh auf die ausgedehnten Wiesen östlich von Dudenhofen. Dort am Naturschutzgebiet Rotsohl und Thomassee entdecken Naturfreunde weit mehr als eine reiche Pflanzenvielfalt.

In den ganz frühen Morgenstunden sind dort äsende Rehe und suhlende Wildschweine zu sehen. Ganz so früh startete die Exkursion des Nabu aber nun doch nicht. Als die Uhr am Sonntag Vormittag zehn zeigte, ließ sich gemütlich durch Wald und Feld wandern. Wäre da nur nicht das wechselhafte Aprilwetter gewesen: M mal prasselte starker Regen herunter, mal gab es kurze sonnige Abschnitte.

Für reichlich Abwechslung sorgte auch die heimische Flora. Mit Doldengewächsen und Korbblütlern streckten botanische Besonderheiten die bunten Blütenblätter gen Himmel. Der zu den Giftpflanzen zählende Rote Fingerhut gilt als Indikator für saure Böden, erläuterte Lach. Am Wegrand wuchs gleich daneben das Ruprechtskraut. Die Geranienart wird auch Stinkender Storchschnabel genannt. Wer einmal die Blätter zwischen seinen Finger zerrieb, dem wurde die Herkunft des Namens schnell klar - der Duft, der in die Nase stieg, war unverkennbar.

Dudenhöfer Gänshirt mit Trillerpfeife

Der ein oder andere Nebenschauplatz bekam auf der 3,3 Kilometer langen Tour seinen Raum eingeräumt: Josef Lach erläuterte die Bodenverhältnisse Rodgaus. Der weitestgehend sandige Boden beherbergt einige Tonlinsen im Untergrund. Diese sorgen für Feuchtgebiete im sonst wasserdurchlässigen Untergrund. Auch die Ornithologie begleitete die Teilnehmer des Sonntagspaziergangs. Die Lieder der Mönchsgrasmücke und des Zaunkönigs blieben in Erinnerung.

Neben der Vegetation im Wald und an den Wegrändern zählte die Wasservegetation der Gänsbrüh zum Kursinhalt. Visuell dominierend die filigrane Seerose. Daneben zeigten sich Gemeiner Wolfstrap, das Schwimmende Laichkraut und der Zweizahn, den selbst ein erfahrener Botaniker wie Josef Lach noch an keinem anderen Standort in Rodgau zu Gesicht bekam.

Exkursionsbeginn und -ende war am Gewässer der Gänsbrüh. Dass der Name nicht von ungefähr kam, darüber klärte Nabu-Mitglied Winfried Jäger auf mit seinem Ausflug in die Historie. Das Buch von Manfred Resch unter dem Arm, „Dudenhofen - wie es einmal war“, berichtete Jäger aus dem Bereich der Heimatgeschichte: Ein Dudenhöfer Gänshirt, wie er in früheren Tagen genannt wurde, zog morgens mit der Trillerpfeife durch die Straßen Dudenhofens, und trieb die Gänse zum Futterplatz an der Gänsbrüh. Noch heute erinnern die Plastiken vor der hiesigen Sparkasse in Form von Gans, Fuchs und Gänshirt an diese Zeiten.