Überzeugt mit „Wer’s waas, werd’s wisse“ Spargelzölle und der Duxit in der Georg-Büchner-Schule

Mal witzig, mal ernst, mal kämpferisch präsentierten sich die Protagonisten von En haufe Leut mit ihrem aktuellen Programm in der Aula der Georg-Büchner-Schule. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Es war die Aula der Georg-Büchner-Schule, es war 20 Uhr, es wurde Zeit für „Wer’s waas, werd’s wisse“. Das Motto des Abends kam beim zweiten Programmpunkt aus dem Mund von Kult-Fassenachter Nobi Goergen. Und gewusst hat Goergen jede Menge in Bezug auf die Turbulenzen beim Einbau der neuen Küche.

Bei der Premiere des neuesten Kabarettsreigen aus dem Hause En Haufe Leut hieß es für die 13 Aktiven auf der Bühne: raus mit der eigenen Meinung. Ein wenig polarisieren, die Flüchtlingskrise anschneiden, den Weltkapitalismus vor Augen führen und die Idiotie der Erziehungswissenschaften thematisieren – oder einfach nur lustig, fröhlich und frei das Publikum unterhalten. In bester Kabarettmanier nahmen die Damen und Herren auf der Bühne die Weltpolitik auf die Schippe oder blickten über den Rand Jügesheims zum Stadtteil-Nachbarn, der selbstredend nicht ungeschoren bleiben durfte. Wie könnte es bei einem Giesemer Kabarett anders sein? Das Thema Dudenhofen musste aus der Schublade hinaus ins Rampenlicht getragen werden: Der Duxit, der Austritt Dudenhofens aus Rodgau, war bei Claudia Wenhardt das zentrale Thema. Kann Rodgau ohne die Dudenhöfer überleben? Was, wenn Spargelzölle eingeführt werden oder bedingt durch die Grenzzölle eine Transitstrecke von Jügesheim nach Dudenhofen zum Edeka gelegt werden muss?

Lothar Mark leitete das Publikum in der Aula der Georg-Büchner-Schule durch den Abend. Dabei beobachtete der Jügesheimer genauestens das Rätsel der Ehe in deutschen Wohnzimmern. Bei all den Patchwork-Familien in der heutigen Zeit, ließ sich leicht der Überblick verlieren: „Es kann sich keiner mit 50 scheiden lassen, wenn erst mit 60 geheiratet wird“.

Der Gang zur Wahlurne war Thema beim Auftritt von Christina Sturzenegger. Sie öffnete sich als AfD-Wählerin: Bei der AfD – der App für Deutschland – war das-anders-wählen-als-andere der Antriebsmotor Nummer eins. Um Wählen und um die deutsche Familie ging es auch bei Katja Schweppe, Elena Smoydzin und Tanja Rossbach. In deren Rolle als Frauke Petry kam ans Licht: Die Geburtenrate liegt seit 40 Jahren in Deutschland unter dem Bestand haltenden Niveau. Bei Nazi-Parolen wie „hart wie Krupp-Stahl“ und in einer Szene mit Hitler-Bärtchen musste so mancher im Publikum zunächst tief durchatmen. Auch die Parolenschwinger jenseits des Atlantiks nahm das Trio auf die Schippe: Wen soll der „Ami“ wählen? Donald Trumps Wahlslogan „make America great again“ oder Hillary Clintons versöhnliche Töne „stronger together“?

Eine weitere Facette der Kleinkunst bediente der jüngste Spross unter den Protagonisten Laurens Tauber. Mit seiner Bühnenerfahrung in der Jugendfastnacht der ehemaligen TGMSV im Rücken, holte er sich den Applaus für sein Filmmusik-Medley am Tasteninstrument.

Lothar Mark hatte am Premierenabend eine gute Nachricht im Gepäck: Der Erlös der Aufführungen floss in die Hospiz-Stiftung, die kürzlich die halbe Million im Stiftungskapital überschritten hatte. Das Publikum honorierte mit Applaus. Lothar Mark kommentierte den Sprung über die Halbe-Million-Marke kabarrettgerecht: „Es kommt wie es kommt, so haben wir es genommen“.