Verein Heimat, Geschichte und Kultur in Dudenhofen Spaziergang mit einem weißen Tiger

Wer kennt die Gesichter auf den verblichenen Schwarz-Weiß-Fotos? Beim Tag des offenen Archivs in der Alten Schule Dudenhofen sammelten die Gastgeber Informationen über das historische Dudenhofen: Walter Blickle, Renate Mahr und Anette Luh. Foto: pul

Rodgau (pul) – Der Verein Heimat, Geschichte und Kultur in Dudenhofen (HGKiD) beschäftigt sich eingehend mit der Historie Dudenhofens. Geschehnisse der Vergangenheit werden aufgearbeitet und für die Welt fest gehalten.

Die Aktiven um den Vorsitzenden Klaus Klein stoßen bei Gesprächen mit den Einheimischen auf die abenteuerlichsten Vorkommnisse. Oder welcher Stadtteil kann von sich behaupten, dass vor Jahrzehnten ein Mitbürger am helllichten Tag mit einem weißen Tiger spazieren ging?  Am Tag des offenen Archivs stehen die Türen in der Alten Schule offen. In den Räumlichkeiten des Vereins HGKiD herrscht geschäftige Gemütlichkeit. Alle Gespräche drehen sich um vergangene Zeiten. Zwischendrin wird die Arbeit wieder aufgenommen, denn jeder der Ehrenamtlichen ist konzentriert auf die Vereinsarbeit. Es geht um das historische Dudenhofen, um Geschehnisse und Zeitzeugen der Vergangenheit.

Der Verein sammelt weiterhin Informationen über Leben und Leute in dem Rodgauer Stadtteil. Zahlreiche Fotos hängen an der Wand, darauf sind auch bisher unbekannte Gesichter zu sehen. Dafür suchen die Vereinsaktiven nach Bürgern, die einen Unbekannten auf den alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen erkennen können.

Infos zu den Fotos erwünscht

Walter Erb beschäftigt sich etwa mit einem Schulfoto des Jahrgangs 1903. Da es sich um eine Aufnahme von Kindern einer ersten Klasse handelt, dürfte das Bild von 1910 stammen. Bei solchen Angelegenheiten, ist jeder immer gerne gesehen im Geschichtsverein, der helfen will und kann. Walter Erb freut sich über nähere Informationen zu den Bildern und ist für Interessierte und Helfer unter Telefon 06106 24601 erreichbar. Wer möchte, vereinbart einen Termin mit ihm und stöbert mit ihm in den alten Aufnahmen.

Der Vorstand von HGKiD recherchiert aber auch regelmäßig eigenständig. „Du musst wie ein Detektiv vorgehen“, erläutert Anette Luh ihre Arbeit. Mit frischem Einsatz geht es ans Werk, um ein nicht identifiziertes Gesicht zu vergleichen mit dem Antlitz von bereits bekannten Personen. Dann ist noch ein weiterer Abgleich notwendig: Wie alt ist etwa das Kind auf dem Bild? Und passt der infrage kommende Namen zu Eintragungen im Geburtsregister? Wenn ja, ist der Klub HGKiD wieder einen Schritt weiter bei seiner Detektivarbeit.

Ebenfalls gerne gesehen wird in den Reihen des HGKiD, wenn aus einem Nachlass Utensilien aus dem Leben der Menschen herüber gereicht werden. Dabei können wahrhafte Schätze ans Tageslicht kommen, wie der Film der Dudenhöfer 700-Jahr-Feier aus dem Fundus des langjährigen Bürgermeisters Ludwig Kratz (LK IX.). Bei näherer Durchsicht enthielten die Bänder auch Aufnahmen der 50-Jahr-Feier des Wanderclubs Edelweiss‘, die den dortigen Aktiven selbst nicht bekannt waren. Matthias Blickle digitalisierte das Werk und nun kann sich der Wanderclub Edelweiß über eine Kopie freuen. Der Verein HGKiD erstellt auf Anfrage auch Stammbäume und Zeitzeugeninterviews.

So kam in einem der Gespräche eine als haarsträubend zu bezeichnende Geschichte ans Tageslicht: Einst machte ein Dudenhöfer nach einer entsprechenden Zeitungsanzeige 2500 Deutsche Mark für einen weißen Tiger locker. Mit dem Tier fuhr er spazieren entlang der damaligen Ludwigstraße (heute Mainzer Straße). Der Weg führte das ungleiche Paar bis zu einer der damals dort existierenden Gastronomiebetriebe, wo die Besucher nicht schlecht staunten. Sogar seine Eltern traf er dort und diese machten große Augen über das neue Haustier des Sohnes. Auch entlang der Frankfurter Fressgass‘ bis hin zur Alten Oper soll er mit der Raubkatze flaniert sein. Und das ist alles fest gehalten in einem Zeitzeugeninterview des Jahres 2014.

16 Zeitzeugeninterviews gibt es dort bereits. Wer auch etwas Wissenswertes oder Unterhaltsames aus seinem Leben zu erzählen hat, meldet sich einfach per E-Mail unter vorstand[at]in-dudenhofen[dot]de. Auch Personen sind herzlich eingeladen, die andere Geburtsorte haben, die aber in Dudenhofen leben.