Städtische Sozialwohnungen für Bürger Stadt Rodgau will Unterkunft für Flüchtlinge pachten

Beim ersten Fest am Weiskircher Hotel Olive Inn feierten Rodgauer und neu Hinzugezogene gemeinsam ein fröhliches Hoffest. Aus der Isolation heraus und hin zu mehr Kontakt mit der Nachbarschaft soll es für die Neuankömmlinge gehen, so Annemarie Jonas vom Helferkreis. „Es braucht viele Helfer, um Starthilfe zu geben“, fasste Ursula Eller ihre bisherigen Eindrücke im Helferkreis zusammen. Die frühere Leiterin der Freiherr-vom-Stein-Schule gibt ehrenamtlich Deutschunterricht. Text/Foto: Pulwey

Rodgau (cri) – 600 Flüchtlinge leben in Rodgau, davon etwa 80 in Sozialwohnungen der Stadt (16 Wohnungen) und der Nassauischen Heimstätte (sechs Wohnungen). Diese möchte die Stadt wieder den sogenannten Bestandsbürgern zur Verfügung stellen. Denn, so Erster Stadtrat Michael Schüßler, 200 Menschen stehen auf einer Warteliste für Sozialwohnungen.

Wenn die Situation es wie jetzt wegen sinkender Flüchtlingszahlen zulasse, müsse man aktiv Vorkehrungen treffen und Wohnraum für die Bürger erhalten. Für 90 Personen hätte eine neue Gemeinschaftsunterkunft in der Borsigstraße 35 in Nieder-Roden Platz. Das, so Bürgermeister Jürgen Hoffmann, entspreche etwa 20 Wohnungen. Man könne also Wohnungen wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuführen.

Die Stadtverordnetenversammlung muss aber erst noch zustimmen, damit die Stadt das Anwesen pachten kann. Es soll für die Stadt eine Null-Rechnung werden. Zwar müsse man im Jahr mit 400.000 Euro Betriebskosten (ohne Lebensmittel) rechnen, doch solle das Geld über die Zuweisungen vom Kreis wieder hereinkommen, so Schüßler. Das Gebäude wird vom Besitzer auf eigene Kosten umgebaut. Wenn alles im Zeitrahmen bleibt, könnte die Stadt das Haus ab 1. Oktober diesen Jahres mieten. Der Eigentümer, so die Information auf der Magistratspressekonferenz, baut das Haus in der Borsigstraße auf eigene Kosten um, und das Dach wird ausgebaut.

Natürlich stellt sich auch die Frage, was besser ist: dezentrale Unterbringung in Wohnungen oder in Gemeinschaftsunterkünften (Zwangs-WGs wie die städtische Pressesprecherin Sabine Fischer sie nennt).

Schüßler sagt: „Dezentral ist im Einzelfall besser, aber wir haben auch eine Verantwortung für unsere Bürger. Wir wollen die Menschen nicht gegeneinander ausspielen.“

Hoffmann sagt: „Wir haben Sozialwohnungen im Notfall in Anspruch genommen. Jetzt verlegen wir Flüchtlinge wieder aus unfreiwilligen Wohngemeinschaften in eine Gemeinschaftsunterkunft. Wir machen Wohnungen frei für Bürger, die auf der Warteliste stehen. Es tut sich also was.“ Und der ehrenamtliche Stadtrat Winno Sahm ergänzt: „ Aus Erfahrung heraus ist eine Einzelwohnung nicht besser als eine Gemeinschaftsunterkunft. Bei Familien ist eine Wohnung vorteilhaft“.