Bis die Statue des Heiligen Nepomuks von Weiskirchen nach Seligenstadt gebracht werden konnte, vergingen Stunden. Da die Sandsteinstatue mit mehreren Eisen fixiert war, musste ein Kran eingesetzt werden. „Die Eisen waren so fest, dass man die Figur nicht ohne weiteres abmachen konnte, das war für die Ewigkeit gemacht“, lobt Dimitri Messler die Handwerker früherer Tage. Viele Gurte, Bänder und Polstermaterial gaben der Steinfigur Halt beim Lösen vom Sockel.
Nun sind bereits erste Arbeiten erledigt. Zunächst entfernten die Fachleute Moose und Flechten mit Chemikalien. Dabei war Fingerspitzengefühl gefragt, es wurde mit kleinen Bürstchen gearbeitet. „Erst dann sieht man wo etwas zu ergänzen ist“, erklärt Dimitri Messler die Vorgehensweise. Nach den ersten Arbeitsschritten wird die Frage im Raum stehen: Auffüllen oder Rekonstruieren? Vieles von den äußeren Bereichen des Standbilds hat sich gelöst. Mit Restaurationsmörtel für Sandstein lassen sich die schadhaften Stellen modulieren. Beim Ausbessern der Abplatzungen und beim Ergänzen der schadhaften Stellen muss so weit wie möglich Altes erhalten bleiben.
Werkstatt in Seligenstadt
So steht nun das Standbild aus rotem Main-Sandstein mannshoch in der Werkstatt in Seligenstadt. Dort harrt der „Nepomuk“ der Dinge. Sehr detailreich zeigt sich die Statue, das lockige Haar ist ebenso noch deutlich zu erkennen, wie auch der Bart und die „Wolle“ des Mantels. In den Händen hält Nepomuk ein Kruzifix mit dem Erlöser. Dort ist zu erkennen, dass zwar selbst die Fingernägel der Heiligenfigur noch gut erhalten sind, aber der kleine Finger fehlt. Dies stellt eine herausfordernde Aufgabe für den Steinmetz dar.
Der Heilige Nepomuk besteht aber nicht nur aus Stein. Die einzelnen Teile (ein aus zwei Stücken bestehender Sockel, die Statue, eine Schrifttafel und das Podest) sind teils von Eisenstangen durchbohrt. Mörtelreste zeugen von einem Bewegen des Standbilds in früheren Tagen. „Er muss bereits in der Vergangenheit restauriert worden sein“, ist sich Dimitri Messler sicher.
Nepomuk bekannt als Brückenheiliger
So lohnt sicherlich ein Blick in die Historie. Johannes Nepomuk wurde um 1350 bei Pilsen geboren. Er war Priester, starb als Märtyrer am 20. März 1393 in Prag. Er wurde von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen und ertränkt. Nepomuk wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen und 1732 zweiter Ordenspatron der Jesuiten. Er gilt als „Brückenheiliger“. Aus dem Buch „Geschichte und Geschichten - 700 Jahre Weiskirchen“ geht hervor, dass die Figur seit 1736 in der Nähe der Kirche St. Petrus in Ketten steht.