Der Rodgauer Kantor, der im Altarraum vor dem von ihm zusammengestellten Ensemble an einer E-Orgel saß, diese spielte und dirigierte, hatte nicht zu viel versprochen. Befand man sich unter den etwa 70 Zuhörern (am besten) im hinteren Teil der Kirche, wo sich ihr Klang in vollem Ausmaß ausbreitete, konnte man bei geschlossenen Augen den Eindruck haben, einen größeren Chor samt ebensolchem Orchester zu hören. Tatsächlich war es ein Oktett plus Organist Herdt. Julia Grutzka, Sopran, Katharina Roß, Alt, Edward Leach, Tenor, und Sebastian Kitzinger, Bass. Begleitet von einem Streichquartett von der Main-Philharmonie Seligenstadt, Ruth Schwachhöfer und Dina Kohlmann, Violinen, Inyoung Cheon, Viola, und Ena Markert, Cello.
Die Ausführenden schienen mit ihrem eindrucksvollen Phon-Volumen die Kirche akustisch mühelos ausfüllen zu können, so, als wär’s nicht mehr als ein mittelgroßer Saal. Sie agierten geschlossen, souverän, konzentriert und durchgängig tadellos. Dabei hatten sie sich so erst am Samstag mal zu einer Probe zusammengefunden. Der Abend begann mit einer Handvoll Stücke, Gesang und Streicher, von Anton Diabelli bis Ignaz Reimann. Es folgten acht A-cappella-Gesänge des Kirchenjahres, von Giovanni Pierluigi da Palestrina bis Heinrich Schütz. Und vor dem lang anhaltenden finalen Applaus hatte das Nonett, nun wieder gemeinsam, sein Konzert mit Johann Michael Haydns „Dominus regnavit“ und mit „Erschallet ihr Lieder“ von Johann Sebastian Bach beendet.
Den Bach hatte das Ensemble in flottem Tempo packend vorgetragen. Daneben die berührendsten und glanzvollsten Interpretationen des hervorragenden Konzerts waren Anton Bruckners „Locus iste“ und, ergreifend, Bachs „Dir, dir Jehova will ich singen“ sowie Richard Burzynskis „Confitemini Domine“. In knappen Ansagen führte in Vertretung von Pater John-Peter Savarimuthu Pfarrer i.R. Johann Kotschner aus Rödermark durchs Programm. Einmal wurde er ausführlich. Als er erzählte, wie es sich zutrug, dass auch er Bruckners „Locus iste“ – worauf er sich nun „ganz besonders“ freue – sang. Als Sopran. „Solche Geschichten aus Pfarrer Kotschners Leben hätte ich gerne noch mehr gehört“, sagte eine Zuhörerin beim Verlassen der Kirche.
Von Manfred Meyer