Rodgau Art setzt Maßstäbe Viele Kunstwerke und eine Performance

Künstlerin Justyna Koeke setzte einen Höhepunkt der Rodgau-Art 2018. Die Performance-Künstlerin griff den Zeitgeist der Me-too-Bewegung auf und wies auf die Objektivierung der Frau hin. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Die Rodgau Art 2018 präsentierte, was in kreativen Momenten in den Ateliers entstanden war. 27 Künstler aus Rodgau und 29, die zuvor noch nie bei der Rodgau Art ausgestellt hatten, waren Teil der dreitägigen Veranstaltung. Noch nie in der Geschichte der Kunstausstellung informierten so viele Kunstschaffende (79 an der Zahl) dem Publikum ihre Schaffenskraft.

Es gab weit mehr Bewerbungen, betonte Martin Winter von der städtischen Agentur für Sport, Kultur und Ehrenamt (AKSE) in der vorgelagerten Pressekonferenz.

Es stellte sich als Luxusproblem heraus, die sehenswertesten Arbeiten heraus zu picken. Zu der höchsten Anzahl an ausstellenden Künstlern seit Beginn der Rodgau Art gesellte sich nach der Eröffnung durch den Kulturdezernenten Winno Sahm das Novum einer Performance zur Vernissage: Künstlerin Justyna Koeke setzte sich in ihrer Darbietung mit dem weiblichen Körper auseinander. Vor den Augen des Publikums schnitt sie eine Matratze auf und nähte sich komplett darin ein. Den Blicken der Besucher somit entzogen, entledigte sie sich in ihrem „Kokon“ einem Teil ihrer Kleidung und kam durch die rückwärtige Seite wieder ans Tageslicht. Dann rief sie die Gäste der Ausstellung ganz nah zu sich heran und offenbarte die Aussage hinter der Arbeit: Frauen werden immer noch als Sexobjekte gesehen, besonders in der Prostitution. Als Künstlerin fühlte sich sie sich berufen, dies der Gesellschaft vor Augen zu führen. „In Deutschland gehen täglich 1,2 Millionen Männer ins Bordell“, so Justyna Koeke.

„Das passt auch zum Trend der Me-too-Bewegung“, begründete Gabriele Ziegler (AKSE) die Entscheidung für die Vorführung. Es ist eine Zeit, in der Frauen offensiv mit erlittenen sexuellen Belästigungen umgehen.

Das Thema des weiblichen Körpers in der Kunst setzte sich auch im Werkstattgespräch fort. Es ist ein Trend, der in der europäischen Kunst seit der Renaissance zu beobachten ist, so Winno Sahm.

Zusätzlich zählten Führungen mit Stadtrat Winno Sahm zum Programm. Er besprach jeweils 13 Werke, „ein Bäckerdutzend“, wie er es betitelte. „Es ist ein Weltzugang, wie immer, wenn jemand künstlert“, so Sahm.

Im Foyer hing die Installation „Lebensmuster“ von Kathrin Sachse. Sie stellte das 3-D-Werk erstmalig in einem Innenraum aus, zuvor stand es bei der Rodgauer Naturkultur im Wald.

Eine seiner Arbeiten nannte Lothar Steckenreiter „Kristall“. Eine wachsende Energie, strahlend und lebensbejahend, aus Thujaholz, dem Lebensbaum, geschaffen, versehen mit Wachstumsringen und den Glanz des Kristalls.

Die Rodgau Art 2018 sucht laut den Organisatoren in der Region ihres gleichen, sie hat einen hohen qualitativen Anspruch und gilt als Benchmark, wie es ein Besucher ausdrückte, somit als ein Maßstab für vergleichbare Kunstschauen.

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