Vögel brüten friedlich in den Ställen Viele Schwalben auf Rodgauer Reiterhof

Am Rückerhof fliegen die Schwalben ein und aus. Mareike Hoffmann und Monika Rücker-Hoffmann freuten sich über die Ehrung des Rodgauer Naturschutzbundes. Josef Lach (links) und Gerlinde Rapp (rechts) zeichneten den Hof in Hainhausen mit der Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ aus. Foto: Pulwey

Rodgau (pul) – Den Rückerhof in Hainhausen schmückt ab jetzt eine Auszeichnung des Naturschutzbundes. Josef Lach und Gerlinde Rapp vom Naturschutzbund (Nabu) Rodgau zeichneten den Reiterhof im Westen Rodgaus mit dem Prädikat „Schwalbenfreundliches Haus“ aus. Monika Rücker-Hoffmann und Tochter Mareike Hoffmann vom Pferdehof freuten sich über die Würdigung. „Wir haben gar nichts gemacht“, schmunzelte Monika Rücker-Hoffmann.

Die Schwalben kommen seit Mitte der 1960-er Jahre in die Stallungen und bauen dort ihre Nester. Damals freute sich bereits Großmama Maria Rücker über die tierischen Untermieter: „Wenn Schwalben im Haus sind, kommt das Glück“, sagte sie schon damals. Für Monika Rücker-Hoffmann war dies die Steilvorlage, die Vögel immer friedlich brüten zu lassen. 15 Nester befinden sich aktuell in den Einstellern, die Schwalben brüten zweimal im Sommer.

Platz für nistende Vögel

Dass an dem Hof gar nichts pro Schwalben getan wird, lässt Josef Lach so nicht stehen. Die Hofbetreiber lassen Fenster offen für die Vögel und wässern im Hof sogar eine Pfütze, um auch bei Trockenheit genügend Matsch und Lehm als Nistmaterial für die Schwalben zur Verfügung zu stellen. Diese machen zwar eine Menge Dreck im Stall, der im Herbst in einer Reinigungsaktion weggeputzt werden muss, dafür haben die Rückers kaum Fliegen in der Wohnung. Diese sind bekanntlich die Leibspeise der Schwalben.

Die offenen Türen der Rückers und gar die Putzaktionen nach dem Zug der Vögel in den Süden zeugen von einem offenen Herz für die Piepmätze. „Das ist gelebter Artenschutz über Jahrzehnte hinweg ohne großes Aufhebens“, lobt Josef Lach. Deshalb hängt nun die sichtbare Auszeichnung in Form eines kleines Schildes am Scheunentor: „Schwalbenfreundliches Haus“. „Wir halten es für die wichtigste Aufgabe, den Artenschutz zu fördern und die Artenvielfalt zu erhalten oder gar zu erhöhen“, so Josef Lach. Der Nabu-Vorsitzende plädiert für mehr Nischen an Häusern. „Solche Einzelmaßnahmen sind sehr sehr wichtig“.

Nabu bringt Nistkästen an

Als problematisch erweist sich laut dem Nabu-Fachmann auch der Rückgang der Insekten. Von wissenschaftlicher Seite wurden hier in den letzten Jahrzehnten Rückgänge von bis zu 80 Prozent protokolliert. Die geringeren Insektenzahlen finden ihre Ursache wiederum in fehlenden Blühpflanzen. Deshalb setzt sich der Nabu für mehr Blühflächen ein und für selteneres oder ganz spätes Mähen dieser Flächen erst im Herbst.

Wer den Vögeln in Deutschland Nahrung und Nistgelegenheiten anbieten möchte, pflanzt beispielsweise Sträucher und Hecken im Garten. Liguster, Weißdorn, Wildrose, Pfaffenhütchen, Schneeball, Vogelbeere, Felsenbirne und Europäische Eibe sind geeignet. Schwarzer Holunder zieht Insekten an, Schutz bietet abgestorbenes Holz in einem Eckchen des Gartens. Daneben ist eine Fläche sinnvoll, die sich selbst überlassen wird.

Die Aktiven des Rodgauer Naturschutzbundes halten auch künstliche Nisthilfen für Höhlenbrüter für sinnvoll. Meisen in den Gärten freuen sich über kleine Wohnungen an den Bäumen. Selbst im Wald ist Unterstützung auf dem „Wohnungsmarkt“ notwendig. Denn selbst dort sind Nistmöglichkeiten nicht immer gegeben. Wälder sind in der heutigen Zeit Geldquellen. Bäume werden deshalb selten alt, sie werden bereits vor dem Methusalemalter für die Holzverarbeitung genutzt. Somit können sich kaum natürliche Höhlen bilden, wie sie Hohltaube, Kleiber, Meise, Trauerschnäpper und Specht benötigen. Der Nabu hängt deshalb nach Rücksprache mit den Förstern Nistkästen auch im Wald auf.

Nistkästen im Wald "ausgebucht"

Zwei der Nabu-Aktiven betreuen ein großes Revier im Westen Jügesheims. Zwischen den Gebäuden des Zweckverbands Wasser und den Waldabteilungen Rembrückens hängen drei Dutzend Holzhäuschen, die als Unterschlupf während der Brutsaison dienen. Bei den jährlichen Kontrollen im Winter werden die alten Nester und Eierschalen gereinigt. So registrieren die Nabu-Betreuer dort Belegungsquoten von mehr als 90 Prozent. Es kursiert die scherzhafte Äußerung unter den Naturschützern, sie sollten unter die Immobilienmakler gehen. Ihre „Häuschen“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Anleitungen zum Bau von Nistkästen stehen im Internet unter www.Nabu-rodgau.de.

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