Dicke Freunde backen Lebkuchen In der Weihnachtsbäckerei

Matthias Stark (links) und Michael Rieß können stolz sein auf ihr leckeres Produkt. Foto: pelka

Rodgau – Sobald gute Freunde bei gutem Bier oder gutem Wein zusammensitzen, kommen gute Ideen dabei heraus. So ähnlich ist das bei Matthias Stark und Michael Rieß gewesen. Wobei das nicht heißen soll, dass ihre Geschäftsidee aus einer flüchtigen Laune heraus entstanden ist. Vielmehr haben sich die zwei Rodgauer schon sehr genau überlegt, was es bedeutet, ins Back-Geschäft einzusteigen. Nach vorsichtiger Premiere 2020 gehen sie jetzt in die Vollen und produzieren in einer stattlichen vierstelligen Stückzahl eine Saisonware, die zur Adventszeit in aller Munde ist: Lebkuchen aus Rodgau.

Warum ausgerechnet Lebkuchen? Matthias Stark ist gelernter Bäckergeselle. Seine Eltern hatten in Klein-Krotzenburg eine Bäckerei. Obwohl der 54-Jährige diesen Beruf seit 32 Jahren nicht mehr ausübt, sondern als Europa-Disponent von Fed Ex seine Brötchen verdient, ist er zuhause leidenschaftlicher Hobbybäcker. Brot, Kuchen, Plätzchen – alles von eigener Hand aus dem eigenen Backofen. Seit Jahren wurmte es Stark, dass ihm die Massenware an Lebkuchen nicht schmeckt. Lediglich das Produkt eines einzigen Herstellers genügte seinen hohen Ansprüchen. „Da dachte ich, das kann ich selbst am besten.“ Nach einem Herrenabend waren seine Kumpels Michael Rieß und Thomas Titt (ebenfalls gelernter Bäcker) sofort mit im Boot.

Anfangs wurde ausschließlich für den Privatbedarf zuhause gebacken. Doch schnell überstieg dank guter Mund-zu-Mund-Propaganda und bei herausragender Qualität die Nachfrage die Kapazität beträchtlich. Also kam die Idee auf, bei einer Bäckerei unterzukommen, um dort als Privatleute in der Freizeit semiprofessionell ans Handwerk zu gehen. Das war schwerer als vermutet. „Wir haben drei Jahre gebraucht, um jemand zu finden der bereit war, uns aufzunehmen“, schildern Stark und Rieß, der im richtigen Berufsleben Chef eines Ingenieurbüros mit zehn Mitarbeitern ist. Fündig wurden sie durch einen Zufall. Ein Arbeitskollege von Stark hatte von den Erweiterungsplänen beim Lebkuchenprojekt gehört und fragte beim morgendlichen Brötchenholen in der Großauheimer Bäckerei Mangelmann Rosen beiläufig, ob die Mannschaft dort eventuell willkommen wäre. Volltreffer! „Schick’ sie vorbei“, sagte Inhaber Mathias Rosen spontan. Von dessen Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und dem entgegengebrachten Vertrauen sind die Rodgauer Lebkuchenbäcker noch heute völlig geplättet. In solch professioneller Umgebung lässt sich’s freilich dann auch professionell arbeiten. Inzwischen ist nach erfolgreicher Sachkundeprüfung vor der Industrie- und Handelskammer ein Gewerbe angemeldet worden. An den Produktionstagen, sind die Freizeitbäcker zu fünft, denn dann packen auch die Ehefrauen Sandra Stark und Stefanie Rieß mit an. „Inzwischen müssen wir über die Abläufe immer weniger reden. Alles geht jetzt schon präzise und schnell.“ Heraus kommen dabei Mandellebkuchen und Haselnusslebkuchen – und das je mit feinem Schokoladenüberzug, Zuckerguss oder in Natur. Zur Verwendung kommen ausschließlich edle und teure Zutaten. „Da wird die Ware nicht einfach mit Mehl gestreckt. Bei uns gibt’s kein E und nix“, wirbt Michael Rieß für die Qualität der leckeren Spezialität. Wer die Süßigkeit kaufen und kosten möchte, muss in Jügesheim zum Metzger Göbel oder zu Sport aktiv gehen. „Dort sind wir fester Kunde.“ Verhandelt wird aktuell mit Edeka Ermel. Und am 5. Dezember wollen die Lebkuchenexperten den kleinen Adventsmarkt beim Wanderclub Edelweiß bereichern. Wohl bekomm’s.

VON BERNHARD PELKA