Vom Priesterseminar zur Hochschule 90 Jahre Sankt Georgen

Viele Gäste waren in die Aula der katholischen Hochschule Sankt Georgen gekommen. Darunter ehemalige Absolventen sowie Vertreter der evangelischen Kirche und Einrichtungen. Foto: Schieder

Sachsenhausen (ms) – „Am 15. Oktober 1926 wurde hier die erste Vorlesung gehalten“, erinnerte sich Professor Ansgar Wucherpfennig, Rektor der Hochschule Sankt Georgen, bei der akademischen Feier zum 90-jährigen Bestehen der katholischen Studieneinrichtung kürzlich in der Aula. Vorausgegangen war eine Eucharistiefeier in der Seminarkirche mit Georg Bätzing, Bischof von Limburg.

„In der Goethezeit war hier ein Landgut vor den Toren der Stadt. Heute liegt St. Georgen, das früher der Familie Grunelius gehörte, inmitten der Kräuterfelder für die grüne Soße“, sagte Wucherpfennig. In seinem Grußwort erinnerte dann Oberbürgermeister Peter Feldmann daran, dass dies die älteste private wissenschaftliche Einrichtung der Stadt sei und den Hochschulstandort Frankfurt stärke und bereichere. „Die Vermittlung von christlichen Werten wie Nächstenliebe, Gemeinschaft und Vertrauen ist in unserer schnelllebigen Zeit von enormer Bedeutung“, betonte Feldmann. „In diesem Sinne ist auch die Ökumene zu verstehen, die in Frankfurt eine gute Tradition hat.“ Deshalb freue es ihn, dass die Hochschule dieses Thema im Rahmen ihres Jubiläums besonders beleuchte. „Mit ihrem Anspruch, Religion und Wissenschaft stets zu verbinden, geben sie ein Versprechen ab: Die Hochschule Sankt Georgen steht für eine umfassende, weitsichtige, moderne und sozial ausgerichtete Ausbildung“, schloss Feldmann seine Ansprache.

Besondere Beziehung zum Bistum Limburg

„Wir sind ein Ort, wo immer neue Wege gegangen werden und wo Wissenschaft und menschliche Bildung wichtig sind“, sagte Wucherpfennig. Er ging auf die besondere Beziehung zum Bistum Limburg ein, das sich schon in der Planung der Hochschule eingebracht hatte und heute noch 30 Prozent der Kosten trägt. 90 Jahre seien zwar nicht ein ausdrückliches Jubiläum. Doch werde 2017 der 500. Jahrestag der Reformation begangen. Die Aussöhnung der Christen sei von Anbeginn ein Ziel des Jesuitenordens gewesen. Deshalb wolle man das Jubiläum mit dem Bemühen um die Ökumene verbinden. Was früher Gegner und Feinde waren, sei heute anderes. Ein Beispiel sei das ökumenische Projekt in Oberrad, wo in diesem Jahr auch in der Weihnachtszeit die Erlöser- und die Herz-Jesu-Gemeinde zusammenarbeiten. In diesem Sinne plane Sankt Georgen eine Ringvorlesung zum Thema „Was kann die katholische Kirche von der Reformation lernen und umgekehrt“.

Den Festvortrag „Sola Scriptura: Was sollte evangelische Theologie von katholischer Theologie lernen“ hielt dann Professor Christoph Markschies von der Humboldt-Universität Berlin, ein evangelischer Theologe. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Hephaistos-Quartett, das Stücke von Händel, Vivaldi und Anger zu Gehör brachte.