Filme, Objekte und Bilder erstmals wieder im Städel Absolventen der Städelschule zeigen Abschlussarbeiten

Martin Engler (links) und Philippe Pirotte begrüßen die Besucher der Absolventenausstellung. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Nach elf Jahren ist die Städelschule mit ihrer Absolventenschau wieder ins benachbarte Städel Museum zurückgekehrt. „Es ist schön, wieder im Städel zu sein“, sagte Philippe Pirotte, Rektor der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste. Martin Engler, Leiter der Sammlung Gegenwartskunst, vertrat Städel Direktor Philipp Demandt und freute sich ebenfalls über die Exposition in den Räumen im Untergeschoss, in denen bis zum 3. Juni noch die Werke von Peter Paul Rubens zu sehen waren. 

Folgerichtig heißt die Schau der Städelschüler auch „After Rubens“. Für die Absolventen, die aus Argentinien, Kanada, den USA, Dänemark, Frankreich, Schweden, Großbritannien, Israel, Irland, Rumänien, Südkorea, Italien, Australien und Deutschland kommen, ist die Ausstellung eine große Herausforderung. „Sie haben beim Aufbau professionell und solidarisch zusammengearbeitet und wurden von freiwilligen Helfern aus verschiedenen Klassen unterstützt“, würdigte Pirotte. An der Städelschule gäbe es eine gute Gemeinschaft, eine hervorragende Gruppenausstellung sei entstanden, die Künstler am Anfang ihrer Karriere zeige. Man werde die Werke sicher später auf anderen Ausstellungen wiederfinden.

Die Kuratoren Paula Kommoss und Il-Jin Choi führten durch die Schau, die mit dem Video einer Twerk-Queen begann. Twerking ist mehr als eine rhythmisch zuckende Provokation. Aber ist es tatsächlich die Freiheit über den eigenen Körper? Das muss jeder Betrachter selbst entscheiden. Einfach wird es dem Ausstellungsbesucher nicht gemacht – aber das war ja auch noch nie Ziel der Schau der Abschlussarbeiten. Es lohnt sich, näher hinzuschauen, sich einzulassen auf das Ungewohnte. Die Filme, Installationen, Objekte und Bilder geben auch einen Einblick in die Ausbildung bei elf Dozenten, die Freie Bildende Kunst (Peter Fischli, Judith Hopf, Willem de Rooij, Haegue Yang) Film (Douglas Gordon, Laure Prouvost), Bildhauerei (Tobias Rehberger) und Malerei (Monika Baer, Michael Krebber, Christa Näher, Amy Sillman) unterrichteten.

Audioguide soll Bilder erklären 

Il-Jin Choi steht vor einer großen Sperrholzkiste. Guy Gormley hat darin ein karg ausgestattetes Schlafzimmer untergebracht, durch Sehschlitze kann man einen Blick darauf werfen. „Es ist ein Raum im Raum im Raum“, sagte Choi. „Das Zimmer existiert nicht wirklich, ich habe es nach Eindrücken gestaltet. Es soll sowohl Gefühle der Einsamkeit als auch der Sicherheit vermitteln“, erläuterte Gormley. Glitzernde Steine hat Nimrod Karmi aufgeschichtet. Dahinter hängen 36 Zeichnungen an der Wand. Die Steine sind eine Reminiszenz an die Kindheit, an die sich Karmi wie an einen Schatz erinnert. Überschattet wird dieses Bild von alltäglichen Grausamkeiten im israelischen Alltag, gezeichnet auf wiedergefundenem Papier, das eine ältere Schwester, die Kunst studieren wollte, jahrelang aufgehoben hatte.

Mit Audioguides beschäftigt sich John Matthew Heard in seiner Arbeit „Paintings for the blind and dyslexic“ (Gemälde für Blinde und Legastheniker). Kann ein Audioguide ein Bild ersetzen oder zumindest erklären? Heard erhielt den mit 2000 Euro dotierten Absolventenpreis, gestiftet vom Verein Städelschule Portikus. Die Ausstellung ist bis zum 5. August im Untergeschoss des Städel Museums zu sehen.