Nach Trauer Blick in die Zukunft Abstimmung zum Goetheturm: Bürger dürfen entscheiden

So ragte der hölzerne Goetheturm viele Jahrzehnte durch die Baumkronen des Frankfurter Stadtwaldes. Nun wird öffentlich abgestimmt, ob der Neubau ebenfalls aus diesem Material, oder ganz anders gebaut werden soll. Foto: dpa

Sachsenhausen (red/dpa) – Die Resonanz der Frankfurter nach dem Brand des Goetheturms am 12. Oktober ist groß. Viele sind betroffen und wütend über die Zerstörung. Sie gehen unterschiedlich mit ihrer Trauer um. Doch jetzt bekommen sie die Möglichkeit, über die Zukunft des Frankfurter Wahrzeichens mitzuentscheiden.

Manche hängen Blumen an den Bauzaun, der nur noch die Überreste umringt. Manch einer verfasst sogar ein Gedicht, um sich den Kummer von der Seele zu schreiben. So auch Tom Wendt, den der Turm durch alle Lebensphasen begleitet hat: Von der eigenen, bis zur Kindheit seines Sohnes. Ein Auszug: „Lieber Goetheturm,/ als Kindergartenkind vom Wendelsweg/ da du mir für meine kurzen Beinchen/ noch zu hoch warst/ in deinem schatten gespielt, / durch die knarrende/ Jägerzauntür zum Spielplatz/ gelaufen und stundenlang auf dem/ Ungeheuer geritten.“

Eine Familie aus Sachsenhausen lebte den Verlust anders aus: Sie baute ein Miniaturmodell und platzierte es neben dem verbrannten Original. Sie ruft andere Frankfurter sogar dazu auf, weiter Mini-Türme zu bauen: „Wir würden uns über Gesellschaft in Form von weiteren, selbst gebauten Miniatur-Goethetürmen sehr freuen.“ Was sich die meisten für die Zukunft wünschen ist klar: Einen Wiederaufbau des Frankfurter Wahrzeichens.

Online-Umfrage zur Rekonstruktion

Um die Vorstellungen der Bürger bei der Rekonstruktion berücksichtigen zu können, haben Umweltdezernentin Heilig und Baudezernent Schneider eine entsprechende Online-Umfrage initiiert. Unter www.frankfurt.de/Goetheturm können die Frankfurter abstimmen, ob sie eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion aus Holz bevorzugen oder für eine neue Bauweise offen sind, die sich aus einem Architektenwettbewerb ergeben könnte.

Heilig und Schneider sagen: „Die Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten Tagen eindrucksvoll gezeigt, welche Bedeutung der Goetheturm für sie hatte. Wir hoffen, dass sie sich nun auch rege an der Abstimmung beteiligen und werden das Ergebnis bei den weiteren Planungen berücksichtigen.“ Ein originalgetreuer Aufbau des 43 Meter hohen Holzturms im Stadtwald scheint derzeit in den sozialen Netzwerken der Favorit zu sein. So sprechen sich viele Nutzer unter einem Beitrag der Stadt Frankfurt für diese Lösung aus.

Barierrefreier Zugang ist ein Wunsch

Unter den rund 400 Kommentaren sind allerdings auch einige, die einen anders gestalteten Neubau favorisieren. Viele wünschen sich zudem einen barrierefreien Zugang zur Aussichtsplattform. Bis eine Entscheidung über das Ob und Wie getroffen ist, kann es allerdings noch dauern. Erste Gespräche könnte es schon bald in der nächsten Magistratssitzung geben, sagte ein Sprecher der Stadt. Auf alle Fälle wolle man die Bürger und auch die Bürgerinitiativen in die Entscheidung mit einbeziehen.