Geschlechtervielfalt als Ausstellungsthema im Bibelhaus Erlebnismuseum Die alte Schrift neu entdecken

Museumsdirektor Veit Dinkelaker lädt zur Entdeckungsreise ins Bibelhaus ein. Foto: ERV/Rolf Oeser/p

Sachsenhausen (red) – Der Direktor des Bibelhaus Erlebnismuseums am Frankfurter Mainufer Veit Dinkelaker ist seit einigen Tagen von einem Studienaufenthalt aus Jordanien zurück. Mit einer Gruppe von Theologen hat er an einem Lehrkurs des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaften des Heiligen Landes teilgenommen. Statt nach Israel ging es diesmal nach Jordanien.

Begeistert erzählt der 52-jährige Theologe von den Grabungen, die er dort gesehen hat. In der gegenwärtigen Ausstellung des Bibelhaus Erlebnismuseums „G*tt w/m/d – Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ zeigt Dinkelaker beim Rundgang die eine oder andere antike Figur, die zwischen den Geschlechtern changiert und die dank der guten Kontakte von Co-Kurator Martin Peilstöcker zur Israelischen Antikenverwaltung und zum Israel Museum Jerusalem in das Museum an der Metzlerstraße kam.

Doch nicht nur die Vergangenheit ist wichtig, der Blick muss auch in die Zukunft gerichtet werden. Für das Bibelhaus bedeutet dies, dass eine neue Homepage kommen soll. Für die aktuelle Schau wurde eigens eine interaktive Seite unter gott-wmd.de eingerichtet. Apps, digitale Quizze und Ähnliches gehören inzwischen bei den Ausstellungen zum Standard.

Rund 25.000 Besucher zählt das Bibelhaus Erlebnismuseum „in Nicht-Corona-Jahren“. Rund 75 Prozent kommen als Gruppe, deutlich mehr als die Hälfte der Gäste sind Kinder und Jugendliche. In der Ausstellung gilt in der Regel noch die Anrede „sie“ bei den Erläuterungstexten zu den Exponaten, digital sieht das schon anders aus, da wird das im Netz verbreitete „du“ verwendet und bleibt doch für alle Altersstufen offen. „Wir wollen für Alt und Jung, für alle Religionen, offen sein“, betont der Theologe.

Für Dinkelaker, der seit 2009 in dem Haus das Ressort „Vermittlung“ verantwortete und im Januar 2021 die Leitung übernahm, ist das Bibelhaus „kein Kirchen- und kein Christentumsmuseum“, sondern ein Ausstellungshaus, das einlädt, die Bibel anhand von Exponaten – aus Historie und digital, mal zum Anfassen, mal zum Angucken – neu zu entdecken. Es gibt „Klassiker“ wie das Beduinenzelt oder das originalgroße Boot vom See Gennesaret, „aber auch ständig Neues, aus jeder Ausstellung behalten wir eigentlich etwas“, erzählt der Museumsdirektor.

Gewechselt werden auch die Ausstellungsgestalter. Die Agentur //Gestaltung von Orten setzt bei „„G*tt w/m/d“ sowohl auf Bewährtes in Vitrinen, aber auch auf Kopfhörer, in denen Menschen über ihr nonbinäres Leben oder als Transsexuelle erzählen, Bodenmarkierungen wie Wohnen, Leben, Feuerstelle, laden dazu ein, sich in historische Lebenswelten einzufinden. An einer Wand können Kleidungsstücke wechselnd an Figurinen angeheftet werden. Regenbogenhut zu Schottenrock oder doch besser schwarzes Top mit Botschaft? Wie es beliebt.

Für definitive Antworten auf die Frage, „was steht da eigentlich in der Bibel“ fühlt sich Dinkelaker nicht zuständig. Er will Lust darauf machen, „diese Jahrtausende alte Schrift immer wieder neu zu entdecken“.