Gewalt, Müll, Lärm: „altSaxNeu“ will Image verbessern Altsachs: Das sagen Anwohner und Besucher zum Viertel

Hendrik Mann wohnt seit zwei Jahren unweit der Partymeile und findet prinzipiell gut, dass das Kneipenviertel existiert, weil ihm andere Frankfurter Läden vielfach zu schick und zu teuer sind. „Eigentlich ist das Viertel ganz cool, aber es hat viel mehr Potenzial“, ist er überzeugt. Von Verboten für das Viertel hält er allerdings wenig. Das würde erst Recht das Image eines Problemviertels aufrecht erhalten.

Sachsenhausen (rf) – Fürchten statt feiern? Das Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen fiel zuletzt eher durch Negativ-Schlagzeilen auf. Immer häufigere Saufgelage und Junggesellenabschiede, die steigende Zahl an Shisha-Bars sowie immer mehr Müll, Lärm und Schlägereien auf den Altstadtgassen sorgen seit Jahren dafür, dass Image des Party-Viertels immer schlechter wird.

Doch das soll sich ändern: Eine Initiative aus Gastronomen, Hoteliers und Kreativen hat unter dem Namen „altSaxNeu“ jetzt bekannt gegeben, wie sie gegen die Missstände vorgehen will. Der Plan: Durch weniger Müll und Lärm sowie durch zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen dem Viertel wieder zu mehr Charme verhelfen. Ein sogenannter Ortsdiener soll als feste Anlaufstelle dienen und für Ordnung sorgen. Hauseigentümer sollen angehalten werden, weniger an Shisha-Bars und Imbissbuden zu vermieten. Das Viertel soll zum Wohnen auch für Familien wieder interessant werden. Die Stadt unterstützt das Vorhaben und will die Initiative mit 20.000 Euro bezuschussen. Doch was sagen eigentlich diejenigen, die das Ganze regelmäßig vor Ort erleben.

Mirko Ferenczy betreibt seit Mai den Irish Pub O’Dwyer’s und sagt, die Verhältnisse seien „schon hart“. „Jede Nacht hast du hier Schlägereien.“ Die Hemmschwelle für Gewalt falle gen Mitternacht. Vom Dreck ganz zu schweigen. „Die Polizisten müssten härter durchgreifen“, ist er überzeugt. Die privaten Türsteher vor den Lokalitäten seien überfordert. Er begrüßt daher die neue Initiative. 
 
Hendrik Mann wohnt seit zwei Jahren unweit der Partymeile und findet prinzipiell gut, dass das Kneipenviertel existiert, weil ihm andere Frankfurter Läden vielfach zu schick und zu teuer sind. „Eigentlich ist das Viertel ganz cool, aber es hat viel mehr Potenzial“, ist er überzeugt. Von Verboten für das Viertel hält er allerdings wenig. Das würde erst Recht das Image eines Problemviertels aufrecht erhalten. 
 
Ramazan Simsek aus dem Laden Köylü-Döner sieht kein Problem am Image in Alt-Sachsenhausen. Zu Ausschreitungen könne er nichts sagen. Er sorgt sich darum, dass seit der Baustelle auf der Darmstädter Landstraße nicht genug Feiernde den Weg ins Viertel finden. „Normalerweise ist es am Wochenende so voll, dass du nicht mehr laufen kannst. Seit die Baustelle da ist, ist es wie ausgestorben“, sagt er. 
 
Martin Schreiber betreibt den Skateladen Bonkers und ist prinzipiell für das Kneipenviertel. „Ich kann nicht herziehen und mich dann über Lärm beschweren.“ Das Problem sieht er aber anderswo: „Wenn ich Gin Tonic für 2,50 Euro anbiete, lade ich die Leute ein, sich ins Koma zu saufen.“ Der Initiative steht er skeptisch gegenüber, denkt aber, dass etwa ein Flaschenverbot hilfreich sein könnte.
 
Uwe Witte ist in Sachsenhausen aufgewachsen und kommt täglich zum Feierabend-Bier in den Eisernen Hahn. „Das ist ein Armutsszeugnis, was aus dem traditionellen Alt-Sachsenhausen geworden ist.“ In den 80er- und 90er-Jahren habe es schöne Gastronomie gegeben, heute nur noch Shisha-Bars.
 
 
 

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