„Zukunft von gestern“ Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum

Elika Kaplick Fuchsová, DAM-Direktor Peter Cachola-Schmal, OB Peter Feldmann, Kurator Philipp Sturm. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Ein Turm, 650 Meter hoch, mit 150 Geschossen und einer Fläche von 285.000 Quadratmetern. Ein Turm mit Platz zum Arbeiten und Leben für 10.000 Menschen. Ein Turm in Modulbauweise, in jedem der sieben Module ausreichend Grün. Ein Turm für Metropolen, die nur noch in die Höhe wachsen können.

Der „Coexistence Tower“ wurde 1984 von Jan Kaplick und David Nixon entworfen. Das Modell gehört zu den 44 Werken von Future Systems, die gemeinsam mit 43 Exponaten von Archigram in der Ausstellung „Zukunft von gestern“ im Deutschen Architekturmuseum (DAM) gezeigt werden. Zur Vorbesichtigung der Exposition war Elika Kaplick Fuchsová, Witwe des 2009 verstorbenen Architekten Jan Kaplick und Vorsitzende des Prager Kulturausschusses, nach Frankfurt gekommen. Oberbürgermeister Peter Feldmann würdigte das als „große Ehre und besonderen Moment“. Prag, 1937 Geburtsort von Jan Kaplick, ist seit 1990 partnerschaftlich mit Frankfurt verbunden. Kaplick selbst entwarf 1991 auch einen Kindergarten für Frankfurt-Sossenheim – leider wurde er nie gebaut.

Kaplick Fuchsová bedankte sich für die Begrüßung und merkte an: „Meine Tochter ist sehr aufgeregt, im DAM den Arbeiten ihres Vaters zu begegnen.“ Johanka wurde 2009 geboren, nur sieben Stunden später starb ihr Vater.

Visionen auf Papier

Leider blieben viele Visionen des 1968 nach London emigrierten Jan Kaplick, der in der englischen Metropole 1979 mit David Nixon das Büro Future Systems gründete, auf dem Papier. Allerdings arbeitete er bereits vor der Gründung von Future Systems an Großprojekten mit, beispielsweise am Centre Pompidou in Paris oder an der Hong Kong & Shanghai Bank.

Future Systems und Archigram haben viel gemeinsam; 1936 wurde Peter Cook geboren – ein Jahr vor Jan Kaplick. Bereits 1961 gründeten er und eine Gruppe um ihn Archigram – fast 20 Jahre vor Future Systems. Beide Architekturbüros hatten Visionen. Während sich Future Systems mit einzelnen Gebäuden beschäftigte und der künstlerische Aspekt im Vordergrund stand, konzipierte Archigram ganze Städte. Neben den Entwürfen standen auch immer Publikationen im gleichnamigen Magazin im Fokus. Plug-In Cities, Plug-In Offices wurden entwickelt. Mit einer Instant City (1968-70) sollte das „Swinging London“ per Luftschiff auf das kulturell unterentwickelte Land gebracht werden – Collagen in der Ausstellung verdeutlichen die Vorstellungen der Visionäre.

Ausstellung bis 18. Oktober

Archigram förderte Future Systems, gemeinsame Projekte gab es jedoch nicht.

In der Exposition wird der Part Future Systems, Leihgabe aus dem Kaplick Centre Prag, auf dunklem Pink präsentiert. Bei Archigram ist der Wandhintergrund Blau – es sind die Lieblingsfarben von Jan Kaplick und Peter Cook, der übrigens vor 1984 Professor an der Städelschule war und 1992 deren neue Mensa baute. Die Ausstellung im ersten Obergeschoss im DAM am Schaumainkai 43 ist bis zum 18. Oktober zu sehen und wird von einem interessanten Rahmenprogramm begleitet.