Die ersehnte Freiheit Ausstellung im Museum Giersch der Goethe-Universität

Quadriga-Künstler: „Planetare Landschaft“ (von links) von Heinz Kreutz, „Das Herz der Steinblume“ und „Uranos blüht“ von Otto Greis. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Die ersten Bilder der Exposition „Ersehnte Freiheit. Abstraktion in den 1950er Jahren“ hängen bereits in den Repräsentationsräumen im Erdgeschoss. Besonders auffallend hinter dem Pult im Vortragssaal das großformatige „Tausend Stimmen“ von Ernst Wilhelm Nay. Farbmächtig, abstrakt, impulsiv.

Ausgangspunkt der Schau ist das Darmstädter Gespräch, das sich 1950 in der überfüllten Stadthalle zu einem interdisziplinären Diskurs über die Neubestimmung der Kunst nach Nazidiktatur und Zweitem Weltkrieg entwickelte. Während der Kunsthistoriker Hans Sedlmayr eine kulturkonservative Haltung vertrat, verfochten Künstler wie Johannes Itten und Willi Baumeister die Moderne, der Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich stellte sich ebenfalls gegen Sedlmayrs klar getrennte Weltordnung.

Figuren und Abstraktionen

Auch Theodor W. Adorno trat für die Moderne ein. Es ging in den 1950er Jahren um Figuration oder Abstraktion – und zwar ziemlich unversöhnlich. Bereits 1947 gründete sich in Recklinghausen die Künstlergruppe „junger westen“ um Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann, Hans Werdehausen und Ernst Hermanns. Von den Gruppenmitgliedern Gerhard Oehme, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann und Ernst Hermanns sind Bilder und Objekte zu sehen.

1949 fanden sich Willi Baumeister, Rolf Cavael, Gerhard Fietz, Rupprecht Geiger, Willy Hempel, Fritz Winter und Brigitte Meier-Denninghoff zur Gruppe „ZEN 49“ zusammen – in Anlehnung an Kandinsky, der schon 1911 den fernöstlichen Zen-Gedanken als Symbol für Freiheit aufgegriffen hatte. Rupprecht Geiger, K. R H. Sonderborg, Fritz Winter und Brigitte Meier-Denninghoff vertreten mit ihren Arbeiten diese Gruppierung.

Malerei mischt sich mit Plastik

In Frankfurt war die Zimmergalerie von Klaus Franck, im Juni 1949 zunächst in der Böhmerstraße, ab 1954 in der Vilbeler Straße, Treffpunkt der Avantgarde. Im Dezember 1952 stellten Karl Otto Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernhardt Schultze gemeinsam dort aus. Zur Vernissage bezeichnete der Dichter René Hinds die vier Maler als „Quadriga“ – damit war das Wort in der Welt, obwohl die Künstler keine Gruppe bilden wollten. Diesen Malern gilt in der Ausstellung ein besonderer Schwerpunkt.

Die Exposition bildet ein breites Spektrum ab, Vielfarbiges und Monochromes ist zu sehen, Malerei mischt sich mit Plastik. Im dritten Obergeschoss sind Schwarz-Weiß-Fotografien von Hans Haacke ausgestellt, er beobachtete Besucher der documenta 2 im Jahr 1959 und hielt diese Momente mit der Kamera fest. Die Bilder spiegeln die Zeit; Interessierte schauen sich die Arbeiten der Künstler genau an, andere reagieren mit Unverständnis. Außerdem sind in den obersten Räumen Werke von Hermann Goepfert, Franz Erhard Walther und Peter Roehr zu sehen.

Die Exposition im Museum Giersch der Goethe-Universität am Schaumainkai 83 wird bis zum 9. Juli gezeigt und von einem Rahmenprogramm begleitet.