Kopfhörer einstöpseln, zuhören und staunen Ausstellung zum Pop im Museum für Kommunikation

Jan Christoph Greim, Kurator des Museums für Kommunikation, vor dem Mantel des „Königs von Mallorca“. Auch dieses Ausstellungsstück können Besucher betrachten. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Große, oft bunte Wände, überall Halbkugeln mit Anschlüssen für Kopfhörer, Videoclips, ein Königsmantel, ein überdimensioniertes Radio und Disco-Kugeln – die dürfen nicht fehlen bei einer Ausstellung zur Popmusik, die seit einigen Tagen im Museum für Kommunikation zu sehen ist.

Die Exposition bildet 90 Jahre populäre Musikgeschichte in mehr als 200 Exponaten, 60 Songs und 24 Musikvideos ab und die gibt’s sogar auf die Ohren: „Wir haben insgesamt achteinhalb Stunden Audio- und Videomaterial zusammengetragen. Sie sollten also öfter kommen“, sagte Kurator Jan Christoph Greim zu Beginn der Führung im Museum für Kommunikation. Gegliedert ist die Schau in sechs Zeitabschnitte, die von den goldenen 20er Jahren über Elvis Presley, die Beatles und die Punk-Szene, die Neue Deutsche Welle bis hin zur Video Cloud reichen. Zeitreise rückwärts, von Peter Fox’ „Haus am See“ von 2008 zum Königsmantel von Schlagerstar Jürgen Drews, dem „König von Mallorca“.

Über Love Parade und Gothic

Riesig und knallbunt kommt den Besuchern ein Truck auf einem Foto der Love Parade in Berlin entgegen: Lustig und fröhlich, keineswegs beängstigend. Mit 1,5 Millionen Besuchern war die Love Parade 1999, zehn Jahre nach dem Start, das größte Techno-Festival der Welt. In einem „Gothic Style Guide“ kann man sich informieren, was in der Schwarzen Szene so angesagt ist. Dem Ostrock mit Bands wie „Puhdys“, „Karat“ und „City“ ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Ebenso der Neuen Deutschen Welle von 1976 bis 1984. In einer Vitrine steht ein Walkman – von Jüngeren heute ein bestauntes Gerät. Damals gab es noch keine Smartphones.

Auch Karlheinz Stockhausen, Vorreiter der elektronischen Musik, der von Kraftwerk inspiriert wurde, ist ebenfalls ein Teil der Ausstellung gewidmet. „Kraftwerk war übrigens der erste Pop-Export Deutschlands“, bemerkte Jan Christoph Greim. Die Beatles führten zur Mania, wurden im Osten verdammt und verboten. Wer mag, kann dazu ein paar Sätze von Walter Ulbricht hören. Erinnert sich noch jemand an Uschi Nerke? Der Beat-Club war die erste Musiksendung mit englischsprachigen Interpreten im deutschen Fernsehen, lief von 1965 bis 1972. James Lasts Happy Sound und der Schlagerwelt wird ebenso gedacht wie Freddy Quinn. Und Toast Hawaii.

Seesack von Elvis und Riesenradio

Auch der Seesack von Elvis Presley ist zu bewundern und an einem Riesenradio können Besucher ihren Lieblingssender suchen. Noch weiter zurück hört man „Mein kleiner grüner Kaktus“ und erfährt die traurige Geschichte der „Comedian Harmonists“. Das Kleid in der Vitrine, ein ziemlich gewagtes Fast-nichts, rückt die Goldenen 20er mit Charleston, Bubikopf und Frauenemanzipation ins Blickfeld. Die Ausstellung im Haus am Schaumainkai 53 ist noch bis zum 25. Februar zu sehen. Details zum Begleitprogramm finden Interessierte unter www.mfk-frankfurt.de.