„Freiraum der Kunst“ in der Studiogalerie der Goethe-Uni Blick auf Ausstellungen und Konzerte im Museum Giersch

Ein Banner vor dem Museum Giersch weist auf die Ausstellung hin. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Studiogalerie? Es ist 50 Jahre her, als diese Galerie im Studentenhaus in der Jügelstraße ihre letzte von insgesamt neun Ausstellungen zeigte. Betrieben wurde sie vom Allgemeinen Studentenausschuss (AStA). Nun lebt die damals progressive, experimentierfreudige und avantgardistische Tendenzen aufspürende Galerie wieder auf. Im Rahmen des Projekts „50 Jahre 68“ der Goethe-Universität sind im Museum Giersch am Schaumainkai 83 unter dem Titel „Freiraum der Kunst“ 147 Werke von sechs weiblichen und 61 männlichen Künstlern aus aller Welt zu sehen.

„Es war schon spannend, dem damaligen Leiter der Studiogalerie Siegfried Bartels nach 50 Jahren zu begegnen oder Hans-Peter Riese, damals Redakteur der Studentenzeitschrift ‚Diskus’ kennenzulernen“, erzählte Manfred Großkinsky, Leiter des Museums Giersch der Goethe-Universität. Zwölf Monate hat sich das Team des Hauses mit der Studiogalerie beschäftigt. „Es ist ganz erstaunlich, was in der Galerie in nur vier Jahren, von 1964 bis 1968, in neun Ausstellungen, zwei Fluxus-Konzerten und einem Happening alles zu sehen war“, bemerkte Großkinsky, „viele damals wenig bekannte Namen sind heute Künstler von Weltrang.“

Die spektakulärste Schau war sicher die vom 2. Mai bis zum 30. Juni 1967 unter dem Titel „Serielle Formationen“ gezeigte Exposition mit Werken von fünf Künstlerinnen und 45 Künstlern aus 14 Ländern. Paul Maenz, von dem auch die Bezeichnung „Freiraum der Kunst“ stammte, kuratierte gemeinsam mit dem Frankfurter Künstler Peter Roehr diese Ausstellung. 2012 äußerte Maenz dazu: „Dieselbe Ausstellung wäre nur ein Jahr später an dieser Stelle der Universität Frankfurt kaum mehr möglich gewesen – zu rabiat waren mittlerweile das politische Klima, die antibürgerliche Polemik und die Unduldsamkeit gegenüber angeblich ‚politik-ignoranten’ Freiräumen der Kunst...“

Kuratoren präsentieren Werke der Avantgarde

Von der ersten Schau „Neue Grafik“ bis zur letzten Ausstellung „Systematische Kunst“ präsentierten die Kuratoren im Studentenhaus im Trakt zwischen den Flügeln zur Gräfstraße und zur Jügelstraße zunächst auf knapp 84 Quadratmetern und ab Juni 1965 dazu auf dem über 30 Meter langen und mehr als vier Meter breiten Flur Werke der künstlerischen Avantgarde. Siegfried Bartels, bestens vernetzt in der Frankfurter Kunstszene, verstand nicht das Ästhetische als ausschlaggebendes Kriterium für Kunst, sondern „Kriterium ist jeder, der sich mit Kunst konfrontiert, wobei der Betrachter mit dem Urteil über das Bild gleichzeitig eins über sich selbst fällt.“ Die gesellschaftspolitische Rolle der Galerie sah Bartels „jenseits des weltanschaulichen Gegensatzes von rechts und links.“

„Der Besucher der Exposition entdeckt im Museum Giersch eine ganz andere Art der Abstraktion. Hauptthema ist das Werk, das sich öffnet, wenn man sich darauf einlässt“, sagte Großkinsky. Wer die Studiogalerie nicht gekannt hat, kann ihr nun, 50 Jahre später, begegnen und sie auf besondere Weise erleben: „Dies wird eine Kunst sein, die dem Betrachter nicht in bevormundender Weise fertige Resultate liefert, sondern sie anregt zum Spiel mit ihr“, formulierte Wolfgang Lukowski, Mitglied der Frankfurter Gruppe X.

Es klingt – nach über 50 Jahren – wie eine Einladung ins Haus am Schaumainkai. Die Ausstellung ist bis zum 8. Juli 2018 Dienstag bis Donnerstag von zwölf Uhr bis 19 Uhr, Freitag bis Sonntag von zehn Uhr bis 18 Uhr zu sehen. Weitere Details zur Exposition sind unter www.museum-giersch.de nachlesbar.