Nach Kaffee und Kuchen begrüßte Barbara Koch, Vorsitzende des Vereins Martha-Haus, die Gäste. Stadtdekan Dr. Achim Knecht lobte sie als Verein engagierter Christen und ein Haus, das sich in den Stadtteil öffnet.
Oberkirchenrat i.R. Jürgen Telschow erinnerte in seinem Festvortrag an die 150-jährige Geschichte. Begleitet wurde sein Vortrag mit historischen Fotos und einem Gebärdendolmetscher.
Am 29. April 1866 genehmigte die Stadt Frankfurt den Trägerverein und wenige Tage später wurde die Martha-Herberge in der Mühlbruchstraße 27. Der Verein Martha-Haus hat vier Kriege und viele wirtschaftliche Krisen überwunden. Zu jener Zeit gab es in Frankfurt als Wohlfahrtseinrichtungen nur den Almosenkasten und den Frauenverein.
„Wer den Anstoß zur Gründung des Martha-Vereins gegeben hat, ist nicht klar“, stellte Telschow fest. Obwohl die Postionen des Vorsitzenden, des Schriftführers und des Kassierers mit Männern besetzt waren, spielten die Frau schon damals eine wichtige Rolle.
Das Martha-Haus begann als Dienstmädchenherberge. Das Haus bot jungen Mädchen Unterkunft, Vermittlungs- und Bildungsangebote. Schnell war das Haus in der Mühlbruchstraße zu klein. Ein eigenes Haus in der Schulstraße 27 bot dann 22 Mädchen Platz. Ab 1875 konnten 60 Mädchen im Neubau der Schifferstraße 76 untergebracht werden. Voraussetzungen waren Konfirmation, Heimatschein und Zeugnisse. Ausgebildet wurden sie in dem Haus zu Hilfen für die Hausfrau.
Später gab es dann eine Zusammenarbeit mit dem Diakonissenhaus, denn 1904 wurde ein Hospizbau eingeweiht. Im ersten Weltkrieg nahm dann die Pflege von Kranken und Verwundeten viel Platz in der Arbeit ein.
In den 1920er Jahren waren es dann immer weniger Schülerinnen, so wurde die Schule 1930 aufgelöst und in ein Altenheim umgewandt. Die Nazizeit machte auch vor dem Martha-Haus-Verein nicht ganz halt. Schließlich gehörten sie zu der Bekennenden Kirche. Pfarrer Karl Veidt gehörte auch dazu und erhielt Redeverbot. So kam es am 4. April 1934 zu der legendären „stummen Konfirmation“ in der Dreikönigskirche. Das Martha-Haus konnte nach dem Zweiten Weltkrieg sofort seine Arbeit weiterführen, da nur das Dach des Hauses beschädigt war, das Mutterhaus war jedoch vollkommen zerstört.
Nach einer Überprüfung durch die Bauaufsichtsbehörde im Jahre 1987 schien das Aus für das Martha-Haus gekommen. Doch der Vorstand verhandelte weiter. Es wurden mit der Diakonie Grundstücke getauscht. Das Martha-Haus erhielt gegenüber ein viel größeres Grundstück, das nur erworben werden konnte, weil der Evangelische Regionalverband sich mit Mitteln beteiligte. Ende 1995 konnte dann das Martha-Haus in der Schifferstraße 65-67 bezogen werden.
„Die Geschichte des Hauses zeigt, dass mit dem Wachstum der Stadt immer Probleme verbunden waren“, sagte Stadträtin Elke Sautner, die in Vertretung des Oberbügermeisters den Dank der Stadt überbrachte.
Nach dem Gedicht eines Hausbewohners zum Jubiläum eröffnete Barbara Koch die 39. Kunstausstellung im Martha-Haus. „Wir haben uns an alle Künstler gewandt, die hier ausgestellt haben. 18 Beiträge haben wir erhalten.
Besonders erwähnte sie Maria von Stülpnagel, die ein Bild mit einer Türklinke des alten Martha-Hauses gemalt hatte, das auch den Titel der Festschrift ziert. Eva Schwarz, die im Haus Fotos und Erinnerungen gesammelt hatte, stellte ein Bild zur Verfügung dessen Verkaufserlös als Spende an den Verein geht. Damit soll zu der Neumöblierung einer Wohngruppe beigetragen werden.
Nach einem Imbiss begann dann der „Frankfurter Abend“ mit dem Volkstheater und der Katakombe. Den Abschluss des Festes bildete der Abendsegen.