Erinnerung an die ersten Deportationen Gedenkandacht zu Novemberpogromen

An der Gedenktafel für die am 9. November 1938 vom Südbahnhof nach Buchenwald und Dachau deportierten Juden fand eine Gedenkandacht statt, die von der Dreikönigsgemeinde ausgerichtet wurde. Foto: Schieder

Sachsenhausen (ms) – Am Abend des 9. November versammelte sich zwar nur eine kleine Gruppe von Menschen an der Gedenktafel am Südbahnhof am Diesterwegplatz, weil es nicht nur kalt, sondern auch regnerisch war. Die Gedenkandacht der evangelischen und katholischen Gemeinden Sachsenhausens wird seit einigen Jahren organisiert von der Gruppe der Dreikönigsgemeinde, die seit Jahren die Verlegung von Stolpersteinen begleitet und den jährlichen Gedenkgottesdienst für die Opfer der NS-Zeit im Januar initiiert hat.

Erinnern soll er an die 3155 jüdischen Männer, die in den Tagen nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November vom Südbahnhof aus in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau verschleppt wurden. Viele von ihnen überlebten nicht. Pfarrer Thomas Sinning erinnerte daran, dass diese Nacht und die Deportation der erste sichtbare Auftakt der Judenverfolgung gewesen sei. Es sei auch der Auftakt zur Vernichtung gewesen. Leider sei die seit 2011 hier angebrachte Gedenktafel leicht zu übersehen. Aber sich erinnern heiße auch zu handeln. Dann wurde eine Passage aus dem Bericht eines Zeitzeugen und Betroffen, des Rechtsanwalts Julius Meyer, vorgelesen. Er schildert darin, wie Frauen und Männer mit Fäusten, Stöcken und Schirmen auf sie einschlugen.

Ganz aktuell wurde Pfarrerin Silke Alves-Christe bei den Fürbitten, die die Andacht abschlossen. Sie sprach dabei von der Sorge, die Trumps rassistische, frauenfeindliche und menschenfeindlichen Äußerungen während seines Wahlkampfes gemacht habe, auslöste. Deshalb müsste „das jüdische Gebot der Nächstenliebe, das der Jude Jesus zum höchsten christlichen Gebot erhoben hat“ unser menschliches Miteinander durchdringen - über alle Grenzen und über alle unterschiedlichen Religionen hinweg.