Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild wird im MAK ausgestellt Geschichte des fehlenden Objekts

Ein Besucher schaut sich die Gegenstände aus der Sammlung an.

Sachsenhausen (jf) – Heute steht in der Bockenheimer Landstraße 10 ein Hochhaus. Früher war dort der Wohnsitz der Familie Goldschmidt-Rothschild. Das Museum Angewandte Kunst erzählt in der Ausstellung „Die Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild“ deren besondere Geschichte.

Der 1843 in Frankfurt geborenen Mayer Benedikt Hayum Goldschmidt trat in das Bankhaus seines Vaters ein, heiratete 1878 Minna Caroline von Rothschild und wurde Teil dieser erfolgreichen jüdischen Familie. Seine Adelung 1903 erlaubte die Namensführung „von Goldschmidt-Rothschild“ – es gab keinen anderen männlichen Rothschild-Nachkommen in Frankfurt. 1907 erhob ihn Kaiser Wilhelm II. in den preußischen Adelsstand, Maximilian von Goldschmidt-Rothschild war die einzige Person jüdischen Glaubens, die so geehrt wurde.

Der Bankier hatte nicht nur geschäftlichen Erfolg, er sammelte auch Kunst: Trinkgefäße in Tiergestalt, antike Bronzeplastiken, kostbare Kirchenschätze, seltene Bestecke, wertvolles Porzellan und französische Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Die 1500 Stücke umfassende Sammlung hatte einen hervorragenden Ruf.

Außerdem verwaltete von Goldschmidt-Rothschild wohltätige Stiftungen in Frankfurt.

1877 wurde der Mitteldeutsche Kunstgewerbe-Verein als Tochter der Polytechnischen Gesellschaft gegründet, 1879 das Kunstgewerbemuseum mit Kunstgewerbeschule in der Neuen Mainzer Landstraße eingerichtet. Den Grundstock für beide Einrichtungen legte die Rothschild’sche Stiftung. 1920 übernahm die Stadt beide Institutionen. 1933, der Bankier, Sammler und Mäzen war 90 Jahre alt, hatte seine Frau um 30 Jahre überlebt, wendete sich das Schicksal. Die Nationalsozialisten erließen immer neue Verordnungen und Gesetze, um jüdische Bürger aus der Gesellschaft zu drängen.

Im September 1938 sah sich von Goldschmidt-Rothschild gezwungen, sein Palais für 620.000 Reichsmark an die Stadt zu verkaufen.

Nach der Pogromnacht erhielt er am 10. November 1938 einen Anruf von Alexander Berg im Auftrag des Frankfurter Oberbürgermeisters Friedrich Krebs. Von Goldschmidt-Rothschild solle doch seine Kunstsammlung an die Stadt verkaufen. Geschätzter Wert: Mehr als 2,5 Millionen Reichsmark. Die Stadt ließ sich den Kauf nicht entgehen, ein Teil des Preises wurde auf Sperrkonten eingezahlt, von Goldschmidt-Rothschild hatte keinen Zugriff.

Die Sammlung wurde auf drei Frankfurter Museen verteilt, das Museum für Kunsthandwerk, heute Museum Angewandte Kunst, die Städtische Galerie (Städel) und das Liebieghaus.

Sechs Jahre hatte das Museum Angewandte Kunst über die Sammlung von Goldschmidt-Rothschild geforscht. „Neu in dieser weltweit einmaligen Ausstellung der Sammlung von Maximilian von Goldschmidt-Rothschild ist die ‚Leerstelle’. Es wird eine Geschichte über das fehlende Objekt erzählt“, unterstrich Matthias Wagner K, Direktor des Museums Angewandte Kunst. „71 Objekte unserer Ausstellung konnten wir verifizieren, 18 davon wurden rechtmäßig erworben. Außerdem sind 58 Leihgaben zu sehen. Die 129 Exponate sind also nur Fragmente der einstigen Sammlung“, erläuterte Provenienzforscherin und Kuratorin Katharina Weiler. Die Ausstellung ist bis zum 4. August zu sehen.