Eine Ausstellung, die unter die Haut geht Goethe-Uni kooperiert mit Museen und Mousonturm

Antonio Martinelli zeigt der Dolmetscherin die Ausstellung. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Das Podium im Museum Angewandte Kunst war prominent besetzt. Hausherr Matthias Wagner K begrüßt die Medienvertreter zum Projekt „Tropical Underground“, in dem die Goethe-Universität und ihre Partner sich mit der brasilianischen Gegenkultur in den 1960er und 1970er Jahren beschäftigen: „Damit eröffnet sich der Blick auf eine neue, andere Moderne in Brasilien.“ Bereits in den 1960er Jahren habe man dort die Globalisierung vorweggenommen.

David Dilmaghani, Kulturdezernat, verwies auf die Ausstellung im benachbarten Weltkulturen Museum mit beeindruckenden Fotos. Im Projekt gehe es für fast ein Jahr um Revolutionen von Anthropologie und Kino. Helmut Müller, Geschäftsführer des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main, äußerte: „Der europäische Blick verbindet sich mit dem brasilianischen – das ist spannend.“ „16 Veranstaltungen jeweils mit Lecture, Film und Diskussion ziehen sich über zwei Semester. Lehre und Kino kommen im Deutschen Filmmuseum etwa alle zwei Wochen zusammen, der Eintritt ist frei.

Erstmals steht dabei nicht ein großer Name im Vordergrund, sondern als Thema das brasilianische Cinema Marginal. Wenig bekannte Filme werden gezeigt, es sind einmalige Gelegenheiten, so etwas zu sehen“, erklärte Natascha Gikas, Leiterin der Kinoabteilung des Deutschen Filmmuseums. Das Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ der Goethe-Universität verbindet verschiedene Disziplinen, „Tropical Underground“ sei das zweite wissenschaftlich-künstlerische Projekt, das in verschiedenen Häusern durchgeführt werde und dort besondere Formate anbiete, erläuterte Rebecca C. Schmidt, Geschäftsführerin des Exzellenzclusters.

Fotoausstellung im Weltkulturen Museum

Antonio Martinelli von der privaten Kultur- und Bildungseinrichtung Einrichtung SESC, die im Bundesstaat São Paulo über 37 Filialen hat, machte ebenfalls nochmals auf die Fotoausstellung im Weltkulturen Museum aufmerksam: „Sie würdigt den bedeutenden brasilianischen Anthropologen Eduardo Viveiros de Castro.“ De Castro persönlich werde durch die Exposition führen. „Es geht um 1968 und die Folgen in Brasilien. Damals entstand die kulturell-politische Tropicália-Bewegung, ein musikalischer Aufbruch, der sich der Militärdiktatur entgegenstellte“, erläuterte Vinzenz Hediger vom Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität und Projektleiter.

„Mit ‚Tropical Underground’ trägt die Universität die Lehre nach draußen, will die Öffentlichkeit mit einbeziehen. Es geht jedoch nicht um die Vermittlung heruntergebrochener Inhalte“, verdeutlichte Hediger. „Wir als Museum und wissenschaftliche Einrichtung gleichermaßen visualisieren mit der Ausstellung den Perspektivismus de Castros. Die Ausstellung muss man gesehen haben, sie geht unter die Haut“, sagte Eva Raabe, kommissarische Leiterin des Weltkulturen Museums.

Bunte Bilderwelt im Nachbarhaus

Genau dahin führte der nächste Weg; im Nachbarhaus am Schaumainkai 35 konnte sich der Betrachter der Fotografien unter dem Titel „Variationen des wilden Körpers. Fotografien von Eduardo Viveiros de Castro“ in den brasilianischen Urwald versetzen. Die bunte Bilderwelt überflutet zunächst. Es braucht Zeit, der Denkweise des Fotografen nahe zu kommen, zu verstehen. Die Ausstellung und das Projekt liefern viele Denkanstöße – man muss sich nur darauf einlassen und die eigene Blickrichtung ändern, dann sind überraschende und aufschlussreiche Entdeckungen und Erkenntnisse garantiert. Das Campus-Projekt geht bis Juli 2018, Details dazu sind unter www.tropical-underground.de zu finden.