Die zehn Gebote und der Fluglärm Gottesdienst „Fünf Jahre unter der Einflugschneise“

Sehr gut besucht war der Gottesdienst in der Bergkirche zum Thema „Fünf Jahre unter der Einflugschneise“. In ihrer Predigt setzte Pfarrerin Alves-Christe Bezüge zwischen den zehn Geboten und der Flugbelastung. Foto: Schieder

Sachsenhausen (ms) – Vor fünf Jahren, am 21. Oktober 2011, wurde die Nord-West-Landesbahn des Frankfurter Flughafens eröffnet. Sie brachte noch mehr Fluglärm in das Leben der Bewohner des Sachsenhäuser Bergs und anderer Regionen des Rhein-Main-Gebietes. Seit fünf Jahren mahnt das Banner am Turm der Bergkirche mehr Ruhe an.

Ein Anlass für Pfarrerin Silke Alves-Christe am vergangenen Sonntag zu einem Gottesdienst „Fünf Jahre unter der Einflugschneise“ in die Bergkirche einzuladen. Eine Aufforderung der viele Betroffene Folge leisteten, so dass der Gottesdienst sehr gut besucht war. „Vor dreieinhalb Jahren hat man mich gebeten, eine Rede bei der Montagsdemonstration im Terminal 1 zu halten. Damals habe ich die zehn Gebote als Thema genommen - genau wie heute“, sagte Alves-Christe einleitend zu ihrer Predigt. Wechselweise lasen dann die Teilnehmer rechts und links des Mittelganges aus dem kleinen Katechismus von Luther die Gebote und seinen Kommentar dazu. Ergänzt wurde das jeweils von der Pfarrerin, die die Bezüge zum Thema Fluglärm setzte. Beim ersten Gebot gehe es um den Glauben an unbegrenztes Wirtschaftswachstum und Gewinnmaximierung. Das sei als Götzendienst an den Mammon zu werten. Die Macher verlören den Blick für den Schaden an anderen. Engagement jeder Art dürfe nicht über allem Anderen stehen.

Verhalten gegenüber Mitmenschen

Beim zweiten Gebot gehe es um das christliche Verhalten gegenüber Mitmenschen und beim dritten um den Schutz des Sonntag. Angesichts des Fluglärms gebe es nur noch Werktage, da man auch am Sonntagmorgen um fünf Uhr aus dem Schlaf gerissen werde. Durch die Flugschneisen werde das Gebot außer Kraft gesetzt. Das vierte Gebot hatte die Pfarrerin damals ausgelassen, weil sie keinen Bezug sah. Doch ein Gespräch in Flörsheim machte ihr klar, dass Familien zwar ihre Häuser an Fraport verkauften, aber danach weiter dort zur Miete wohnten. Der Grund: Sie wollten Angehörige wie Vater oder Großvater, die nicht vom Ort weg wollten, nicht alleine lassen.

Beim fünften Gebot gehe es um Hilfe in allen Nöten. Die Schilder der Montagsdemonstrationen seien ein solcher Hilferuf und die gesundheitlichen Gefahren seien erwiesen. Beim sechsten Gebot gehe es darum, dass der Fluglärm auch den Bestand von Ehen und Familien gefährde durch die Gereiztheit und Zerrissenheit der Menschen. Das sechste Gebot schütze Eigentum und Besitz, der durch den Fluglärm an Wert verliere.

Gefälschte Statistiken

Die Nächstenliebe und das „Falsch Zeugnis reden“ im achten Gebot treffe auf die vielen Lügen und gefälschten Statistiken der Flughafenbetreiber zu. Es gehe hier um einen raumverträglichen Ausbau. Zum neunten Gebot, dem Begehren von des Nächsten Hab und Gut, passe auch dazu. Denn dabei gehe es um das Vererben von Häusern unter der Einflugschneise und ihrem Lärm. Beim zehnten Gebot sah sie keine Verbindung zu dem Problem. Doch bei den Erklärungen im Katechismus gehe es zwar darum, dass wir Gott fürchten und ehren sollen, aber nicht um autoritätshörige Ehrfurcht vor der Macht eines Wirtschaftsunternehmens sondern um Respekt vor der Belastung der Betroffenen.