In der Kirche St. Aposteln werden Lebensmittel geteilt und gerettet Kühlschrank bringt Menschen zusammen

In der Kirche St. Aposteln werden Lebensmittel geteilt, statt weggeworfen: Schwester Adelajda, Schwester Anne-Sophie, Nicolas Dörr, Stephan Riechert, Heribert Schmidt-Wallenborn, Doly Kadavil und Schwester Bettina (von links) kümmern sich um den „Open Fridge“. Foto: Hagemann

Sachsenhausen (sh) – Die Mandarinen im Kühlschrank sehen verlockend aus, der Salat macht einen knackigen Eindruck und dem Toastbrot im Regal neben dem Kühlschrank fehlt ebenfalls nichts – außer, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Die Sachen wurden zu viel gekauft, sind übrig geblieben oder wurden vom Handel aussortiert. Sie sind aber noch gut und viel zu schade für die Mülltonne. Um diese Lebensmittel zu verteilen, startete ein Team der Sozialpastoral der Pfarrei St. Bonifatius in Zusammenarbeit mit der Initiative Foodsharing ein beispielhaftes Projekt.

In der ehemaligen Seitenkapelle der Kirche St. Aposteln im Ziegelhüttenweg 149 summt ein so genannter „Open Fridge“ – ein Kühlschrank für alle – in den jeder abgepackte und haltbare Lebensmittel hineinstellen sowie sich kostenlos mitnehmen kann – vollkommen unabhängig vom persönlichen Kontostand. Im November vergangenen Jahres lief das Projekt „Open Fridge“ in der Sachsenhäuser Gemeinde mit Erfolg an. „Sozialpastorale Angebote sind ein Schwerpunkt von St. Bonifatius“, erklärt Schwester Bettina von den Steyler Missionsschwestern, die direkt an der Kirche wohnen. Schwester Bettina, Schwester Adelajda und Schwester Anne-Sophie gehören mit Pastoralreferentin Doly Kadavil, Sozialberater Heribert Schmidt-Wallenborn und Gemeindemitglied Stephan Riechert zum „Kühlschrank-Team“; unterstützt werden sie mit Rat und Tat von Nicolas Dörr von der Initiative Foodsharing, der zuletzt in der Pfarrei St. Josef im Frankfurter Stadtteil Bornheim einen Lebensmittel-„Fairteiler“ inklusive Kühlschrank etabliert hat.

Das Ziel von Foodsharing ist es, noch genießbare Lebensmittel vor der Mülltonne zu bewahren. „Rund ein Drittel der produzierten Lebensmittel landen im Müll“, erklärt Dörr, „unschönes“ Obst oder Gemüse kommt erst gar nicht in den Handel. Für die Kirchengemeinde zählt zusätzlich zur Lebensmittelrettung der christliche Gedanke: Teilen statt wegwerfen. „Wir zeigen so auch unsere Wertschätzung gegenüber dem, was uns geschenkt wurde“, sagt Kadavil.

Die geretteten Waren ermöglichen außerdem Begegnungen – auch mit Menschen, die nicht primär aus der Kirche kommen. „Es sind Kontakte entstanden, die sich ohne dieses Angebot nicht ergeben hätten“, ist sich Riechert sicher. Um Menschen im Kirchraum zusammenzubringen, war dem Team ein einladendes, aber unaufdringliches Ambiente wichtig. Der Kühlschrank wurde extra neu angeschafft und wird jeden Tag penibel gereinigt. „Obwohl er nie schmutzig ist“, sagt Schwester Bettina und Schmidt-Wallenborn ergänzt, dass ihn der respektvolle Umgang der Besucher mit dem Kirchraum und den Lebensmitteln sehr beeindrucke. Vor dem „Fairteiler“ machen bei den Besuchern oft Tipps zur Aufbewahrung und Zubereitung der Lebensmittel die Runde.

In der Gemeinde hat man bereits sehr gute Erfahrungen mit übergreifenden Angeboten wie dem Kleidercafé, der Tauschbörse und der Pommesbude gemacht. Die Kirche St. Aposteln ist täglich von zehn bis 18 Uhr geöffnet. Ein Aushang am Kühlschrank informiert über die zu beachtenden Hinweise und Regeln. „Auf Instagram können Interessierte außerdem mitverfolgen, was aktuell im Kühlschrank drin ist“, sagt Schwester Anne-Sophie.