Christliche und muslimische Seelsorge Kurse beginnen im September in Sachsenhausen

Rainer Frisch (von links), Rabia Bechari und Winfried Hess freuen sich auf die neuen Kurse. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Es gibt begabte Gemeindeglieder, die sich gerne ehrenamtlich seelsorgerisch beteiligen möchten“, sagte Pfarrer Winfried Hess zu Beginn des Pressegesprächs. Er ist seit 30 Jahren in der Evangelischen Krankenhausseelsorge tätig. Bereits 1998 fand der erste Kurs des Ökumenischen Arbeitskreises Seelsorge (ÖAKS) statt.

 „Dieser Kurs war eine wertvolle Erfahrung, nun wird im September 2016 der 19. Kurs stattfinden“, erklärte Hess, „Theologie wird in der Seelsorge praktisch.“ Während zu Beginn nur Besuche in Krankenhäusern stattfanden, kamen mit den Jahren Senioreneinrichtungen, Hospize, Justizvollzugsanstalten und die Passantenseelsorge an der Hauptwache dazu.

Bewerber für einen Ausbildungskurs sollten mindesten 25 Jahre alt, belastbar, motiviert, lernbegierig und kommunikativ sein sowie eine angemessene Selbst- und Fremdwahrnehmung haben. „Wenn man die eigene Seele nicht kennt, kann man auch nicht auf andere zugehen“, verdeutlichte der Pfarrer. Es gehe darum, den Kranken zu helfen, die eigenen Kraftquellen zu aktivieren. „Wir wollen nicht missionieren, sondern Orientierung und Hilfe im Sinne des Glaubens leisten“, unterstrich Hess.

Von September 2016 bis Juni 2017

Der Kurs dauert von September 2016 bis Juni 2017 und ist für zehn Personen geplant. In der neunmonatigen Grundausbildung werden die Teilnehmer von Experten auf ihre Tätigkeit vorbereitet, Einzel- und Gruppengespräche finden statt, Gesprächsführung und der Umgang mit Konflikten wird geübt, schließlich geht es um Glaubensfragen. „Die Bewerber müssen nicht streng religiös sein, aber schon die Meinung der Kirchen teilen“, erläuterte Hess. Im November beginnt die Praxis. Dann gehen die künftigen ehrenamtlichen Seelsorger in die Krankenhäuser, meist allein. Doch allein gelassen werden sie nicht: Ihnen stehen Mentoren zur Seite, es gibt regelmäßige Supervisionen.

Nach erfolgreicher Beendigung des Kurses erhalten die Teilnehmer einen Jahreskontrakt, der verlängert werden kann. „Durchschnittlich arbeiten die Ehrenamtlichen fünf bis sechs Jahre in der Seelsorge. Wir haben auch zwei Ehrenamtliche, die schon seit 18 Jahren dabei sind“, fügte Hess an. Drei Viertel der Ehrenamtlichen sind Frauen, das Alter reicht von 45 bis 75 Jahren – eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht.

Das sieht bei der muslimischen Seelsorge etwas anders aus: Da sind derzeit fünf Männer und vier Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren seelsorgerisch tätig.

Interreligiöse Seelsorge

Rabia Bechari, Vorsitzende des 2013 gegründeten Vereins Salam, ist froh, dass ebenfalls im September 2016 der vierte Kurs für muslimische Seelsorger angeboten werden kann. 2011, noch unter dem 2006 gegründeten Träger Grüner Halbmond, fand der erste Kurs statt.

„Über den Rat der Religionen in Frankfurt erhielten wir als ÖAKS die Anfrage, ob die Seelsorge nicht interreligiös geregelt werden kann. So wurden in Gesprächen der verschiedenen Religionen miteinander gemeinsame Standards erarbeitet, die Erfahrungen aus zusammengeführt“, informierte Winfried Hess. „Als katholischer Klinikpfarrer hatte ich während meines Berufs oft mit Muslimen zu tun. Manchmal kam ich da an meine Grenzen“, beschrieb Rainer Frisch.

Nun bildet er die muslimischen Seelsorger mit aus. „Es geht in erster Linie um den Menschen – egal, welcher Religion er angehört.“ Die Trägervereine schließen Verträge mit den Krankenhäusern. „Leider ist der Begriff ‚Seelsorger’ nicht geschützt, im Grunde kann jeder, der das möchte, auf diesem Gebiet tätig werden. Deshalb sind die Krankenhäuser froh, wenn sie in uns ausgebildete Ehrenamtliche haben“, sagte Frisch.

„Es besteht schon ein großer Bedarf“

„Es funktioniert richtig gut zusammen. Die Krankenhäuser haben uns gefragt: ‚Wo wart ihr die ganze Zeit?’ Es besteht schon ein großer Bedarf“, urteilte Rabia Bechari. Sie verwies auch darauf, dass in ihrem Kurs sehr genau geschaut wird, wer der Bewerber ist. Frauen mit Gesichtsschleier würden nicht angenommen, Frauen, die Muslime sind, aber kein Kopftuch tragen, dagegen schon. Die Ausbildung erfolgt in deutscher Sprache. „Wir brauchen auch nicht den Rat von ausländischen Imamen, sondern von Korangelehrten, die sich in unserer Gesellschaft in der Region Frankfurt bewegen“, betonte die engagierte Seelsorgerin.

Wer sich bewerben möchte, findet unter www.oekumenischer-arbeitskreis-seelsorge.de oder unter www.salamev.de mehr Informationen.