Ausstellung „On Air: 100 Jahre Radio“ ist gestartet Von Langwelle bis Phonomöbel

Ausstellung zu „100 Jahre Radio“: Kurator Florian Schütz zeigt, wie Radio half, den Kontakt zur Heimat zu halten. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Eine Welt ohne Radio? Kaum vorstellbar. Das erste elektronische Massenmedium der Welt wird in Deutschland täglich von über 53 Millionen Menschen gehört. Wie die Musik ins Radio kommt, wie Radio für Propaganda missbraucht und wie der Empfang im Kalten Krieg gestört wurde, wie Radio weltweit verbindet und Ätherbrücken baut und wie man selbst eine Sendung gestaltet – all das erfährt man in der Sonderausstellung „On Air: 100 Jahre Radio“ in der zweiten Etage des Museums für Kommunikation am Sachsenhäuser Mainufer.

„Wir sind froh, dass wir die Ausstellung nun eröffnen können“, ist Pressereferentin Regina Hock erleichtert. Rund 250 Objekte werden gezeigt – von riesigen Teilen des ersten Langwellensenders in Königs Wusterhausen bis zum handtellergroßen wasserabweisenden Smart-Speaker. „Wir haben mit Tausenden von Empfangsgeräten eine der größten Sammlungen im Haus“, bemerkt Direktor Helmut Gold. „Das Medium Radio hat sich im Laufe der Geschichte gewandelt, ist aber nach wie vor relevant,“ fügt er hinzu. „Tatsächlich haben wir bei der Konzeption und dem Aufbau der Exposition aus dem Vollen schöpfen können“, bestätigt Kurator Florian Schütz. Zwei Jahre hat sich sein Team mit der Schau beschäftigt. Nun werden sechs Themenbereiche gezeigt, die von Epilog und Prolog eingerahmt werden.

Als Start des ersten öffentlichen Rundfunks in Deutschland gilt das Weihnachtskonzert, das am 22. Dezember 1920 vom Funkberg in Königs Wusterhausen ausgestrahlt wurde. Im Ersten Weltkrieg nutzte zunächst das Militär die drahtlose Funktelegrafie, die sich anschließend erfolgreich auch in zivilen Bereichen weiterentwickelt hat. In der Weimarer Republik etablierten sich staatliche Institutionen, die den Rundfunk fördern, aber auch kontrollieren wollten.

Am 29. Oktober 1923 hieß es: „Achtung, Achtung, hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 Meter!“ Es war der Start des ersten Senders der Deutschen Reichspost. Inzwischen gibt es über 460 Radiosender in Deutschland.

Ein düsteres Kapitel begann 1933: Für Goebbels war das Radio ein wirksames Instrument zur Beeinflussung der Massen. Wer „Feindsender“ hörte, wurde als „Rundfunkverbrecher“ sogar hingerichtet.

In den Zeiten des Wirtschaftswunders eroberten Phonomöbel die Wohnzimmer, waren „akustische Lagerfeuer“, wie Florian Schütz formuliert.

Das Radio war gerade in jüngsten Pandemiezeiten mit Isolation und Einsamkeit für viele die Brücke in die Welt.

Es gibt nicht nur Exponate zum Staunen, sondern auch interaktive Möglichkeiten. Mit On Air-Taschenempfängern können Besucher durch den Ausstellungsäther surfen. Eine Sendekabine steht Interessierten für eigene kreative Versuche bereit.

Die Schau ist bis zum 28. August 2022 im Haus am Schaumainkai 53 zu sehen. Aktuelle Bedingungen für den Besuch sind unter mfk-frankfurt.de zu finden.