Das Städel präsentiert seine neue Ausstellung „Into the New“ Was den Menschen ausmacht

Philipp Demandt und Regina Freyberger stellen die neue Städel-Ausstellung „Into the New“ vor.

Sachsenhausen (jf) – „Nach zwei herausfordernden Jahren haben wir jetzt wieder eine hohe Taktung der Ausstellungen“, stellte Städel-Direktor Philipp Demandt fest. Gerade erst präsentierte das Haus unter dem Titel „Zeichen der Freundschaft“ Arbeiten aus dem Vermächtnis Ulrike Crespos, nun stehen bei „Into the New“ Druckgrafiken, Zeichnungen und Multiples amerikanischer Künstler im Fokus.

„Auf Papier sind Künstler freier und persönlicher“, urteilte Demandt. Die Entwicklung in Europa fand aufgrund des Zweiten Weltkriegs zeitverzögert statt, deshalb geben rund 50 Werke von 19 Kunstschaffenden, entstanden zwischen 1945 und 2010, einen Einblick in die spannende Entwicklung. „US-amerikanische Kunst ist eine Herzmuskelfaser der Grafischen Sammlung“, betonte Regina Freyburger, seit 2017 Leiterin der Grafischen Sammlung ab 1750 und Kuratorin der Exposition.

Nennenswerte druckgrafische Werkstätten gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht in den USA. Erst mit der Emigration von Stanley William Hayter, der 1944 sein in Paris gegründetes „Atelier 17“ nach New York mitnahm, begann sich dieser Zweig zu entwickeln. Es entstanden verschiedene, oft widersprüchliche Richtungen wie Abstrakter Expressionismus, Pop Art, Konzeptkunst, Minimal und Performance Art. Die Künstler experimentierten mit unterschiedlichen Techniken und Materialien. In den 60er Jahren wurden neue Druck- und Papierwerkstätten gegründet, man sprach von einem „Graphic Boom“, einer „Graphic Revolution“.

Im Fokus der Ausstellung „Into the New“ steht die Frage, was den Menschen ausmacht. Das wird in fünf Kapiteln sehr differenziert beantwortet. Der fast fotografisch wirkenden Lithografie „Dempsey and Firpo“ von George Bellows, 1923/24 entstanden und gleichsam als Prolog der Ausstellung vorangestellt, hängt beinahe gegenüber das Werk „Figure“ aus dem Jahr 1948. Jackson Pollock tröpfelte Emaillefarbe auf raues, handgeschöpftes Papier. Noch gerade so ist eine Gestalt erkennbar. Bei Kiki Smith und ihrer Lithografie „Untitled (Hair)“, 1990, muss man schon sehr genau hinschauen, um Fragmente eines Gesichts zu erkennen.

Historische und gesellschaftliche Narrative kombiniert Klara Walker in ihren sechs Blättern „An Unpeopled Land in Uncharted Waters“, 2010. Sie hinterfragt die afroamerikanische Geschichte und lässt dem Betrachtenden Platz für eigene Gedanken und Assoziationen.

„Die Ausstellung ist der kürzlich verstorbenen Stiftungsgründerin Gisela Friederichs gewidmet“, ergänzte Philipp Demandt. Seit ihrem Gründungsjahr 1991 begleitet die Heinz und Gisela Friederichs Stiftung die Arbeit des Städel Museums. Heinz Friederichs selbst war ein begeisterter Sammler von Druckgrafiken.

Die Exposition ist bis zum 17. Juli zu sehen und wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. Details dazu sind im Internet auf der Seite staedelmuseum.de zu finden.