Gute Gespräche bei einer fettigen Portion Pommes Missionsschwestern betreiben Fressbude in Sachsenhausen

Hatten die Idee zur Pommesbude: Die beiden Steyler Missionsschwestern Schwester Bettina (links) und Schwester Maria. Viele Helfer und ein Team aus Ehrenamtlichen haben das Projekt mit möglich gemacht. Foto: Bistum Limburg/p

Sachsenhausen (red) – „Einmal Mayo. Und dann noch einmal ohne bitte“, ruft eine junge Frau und wirft ein paar Münzen in das Spendenglas. Es ist halb sechs am Nachmittag. Vor der Pommesbude auf dem Kirchplatz von St. Aposteln hat sich eine Menschentraube gebildet. An Stehtischen unterhalten sich Besucher und essen Pommes. Kinder spielen und toben auf dem gepflasterten Platz. Aus einer Lautsprecherbox tönt Pop-Musik. Im knallroten Wagen sind drei Frauen in roten Schürzen und gelben Basecaps im Einsatz. Es wird viel gelacht. So viele Besucher hatten wir noch nie, freut sich das Team der Pommesbude.

Alle vierzehn Tage immer donnerstags gibt es sie: Die katholischen Pommes vor St. Aposteln: „Das war zuerst eine Schnapsidee“, sagt Schwester Bettina und lacht. Doch als sie mit anderen darüber sprach, habe sie gemerkt, wie sie Feuer fingen und begeistert waren. „Wir haben die Idee weitergesponnen, bis sie Wirklichkeit wurde“, sagt die 51-jährige Sozialarbeiterin. Seit zwei Jahren sind die Steyler Missionsschwestern zu siebt in St. Aposteln, um im Rahmen einer Vorbereitungszeit, dem sogenannten Postulat, neue missionarische Wege in der Großstadt zu erproben. In St. Aposteln haben sie einen ehemaligen Bibliotheksraum ausgeräumt, um ein kleines Café mit Kleiderboutique einzurichten. Das Nachtcafé – ein Angebot für Frauen in Not – wurde wenig später in Angriff genommen.

„Wir wollten die Gemeinschaft weiten und besonders mit Leuten in Kontakt kommen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen“, erklärt Schwester Bettina. „Und wo kommt man besser ins Gespräch mit Menschen als bei einer Portion Pommes?“ Als beim Volksverein in Mönchengladbach ein Wagen nicht mehr gebraucht wird, ergreifen die Schwestern die Chance.

Viele Probleme zu Projektstart 

Probleme habe es anfangs genug gegeben, erinnert sich Schwester Maria. „Die Fritteuse hat nicht funktioniert. Also hat sie ein Elektriker für uns wieder zum Laufen gebracht.“ Später habe man aus Versehen eine Dunstabzugshaube ohne Motor gekauft. Wieder hilft ein Elektriker. Als der Wagen wegen fehlender Rampe nicht auf den Kirchplatz gerollt werden kann, springt eine Gärtnerei ein und hievt den Wagen auf den Kirchplatz. „Das Schöne ist: Wenn man es nicht alleine schafft, stiftet das auch Gemeinschaft. Wir brauchen die Unterstützung der anderen“, erklärt die 30-jährige Schwester. „Und es gab viele, die mit uns mit großer Begeisterung investiert haben.“

Ein befreundeter Koch etwa hat die veganen Soßen entwickelt, eine Werbeagentur das Corporate Design beigesteuert und dem Wagen einen modernen Look verpasst, ein Biobauernhof aus der Region schält und schneidet die Kartoffeln, die Caritasstiftung und das Bistum stellten finanzielle Mittel bereit. Ein kleines Team von Ehrenamtlichen steht regelmäßig hinter dem Tresen. Dazu gehört Carmen Hassel. Von Anfang ist sie dabei. „Wir haben hier eine tolle Truppe. Und den Schwestern fällt immer wieder etwas Neues ein“, sagt Hassel. Überhaupt schon an das Projekt herangegangen zu sein, sei für sie ein Highlight gewesen. Genauso viel Spaß habe sie aber dabei, mit den Schwestern die Soßen vorzukochen. „Wir stehen dann zusammen in der Küche und schnippeln Zwiebeln.“ Danach gebe es öfters ein gemeinsames Abendbrot. „Das ist für mich mittlerweile wie ein zweites Zuhause“, sagte Hassel.

Mit Meet’n Frites Milieugrenzen aufbrechen

„Wir achten auf gute Qualität bei den Lebensmitteln“, erklärt Schwester Maria. Statt Palmöl nutze man bewusst Rapsöl. Auch Tiefkühlware gebe es nicht zu essen. Aber es geht längst nicht nur um gute Pommes. „Wir wollen mit Meet’n Frites Milieugrenzen aufbrechen“, erklärt Schwester Maria. „Das ist etwas, was unsere Gesellschaft dringend braucht, aber nicht als Not spürt“, glaubt die junge Frau. „Pommes mag jeder. Das verbindet Milieus und Altersgruppen.“

Die beiden Schwestern mischen sich am Abend unter die Besucher, suchen den Kontakt und das Gespräch: „Bei manchen ist es nur ein Hallo, bei anderen ist es ein Gespräch über die Kirche oder Fragen über uns Schwestern und die Gemeinschaft“, erzählt Schwester Bettina. Besonders freut sich die Ordensfrau darüber, dass sie viele bekannte Gesichter aus der Pfarrei, vom Kleidercafé, vom Konrad-Preysing-Haus, einer nahen Einrichtung für behinderte Menschen, oder von der Wohnungslosenhilfe trifft. Davon, dass die Schwestern eine Bereicherung für die Frankfurter Pfarrei sind, ist Pfarrer Werner Otto überzeugt: „Es ist ein unschätzbarer Dienst, den die Schwestern hier tun“, sagt der Pfarrer. „Ich hoffe sehr, dass aus der Projektstelle eine dauerhafte Sache wird.“