Grandiose Ausstellung rund um den Durchbruch des Meisters in Amsterdam im Städel zu sehen „Nennt mich Rembrandt!“

Ein großes Selbstbildnis Rembrandts weist auf die Ausstellung im Städel-Museum hin. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Als mich vor fünf Jahren Stephanie Dickey von der National Gallery of Canada in Ottawa anrief und fragte, was ich von einer Rembrandt-Ausstellung halte, war ich sofort begeistert“, sagte Jochen Sander, stellvertretender Direktor des Städel-Museums und Kurator. So eine herausragende Schau brauchte aber Vorbereitung: „Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam“ ist 2021 die erste große Herbstausstellung des Hauses am Schaumainkai 63 und war eigentlich bereits für 2020 geplant.

„Jetzt soll sie ein Zeichen setzen; es geht wieder los!“, unterstrich Direktor Philipp Demandt. Die vergangenen zwei Jahre waren eine Herausforderung für das Kunstinstitut, doch man war nicht untätig, sondern gestaltete den Bereich Alte Meister um. Noch wird gebaut rund um das Städel, gibt es Zäune und Umwege, wird der Garten erneuert. Es ist ein „Haus auf großer Flughöhe“, wie der Direktor formulierte. Es hat hervorragende internationale Netzwerke, die oft auf jahrelangem Vertrauen beruhen, und es gibt schlüssige und zukunftsweisende Konzepte. Deshalb kann das Städel so viele Leihgaben aus aller Welt zu dieser Exposition zeigen. Ein Hauptwerk jedoch erwarb das Museum 1905 selbst: Für 300.000 Mark wurde Rembrandts „Die Blendung Simsons“ angekauft. Nun hängt das große Gemälde zentral und bildet den Mittelpunkt der Schau.

„Rembrandt ist nicht nur wegen der ‚Blendung‘ praktisch ein Hausheiliger, das Städel hat 259 Werke des Künstlers“, berichtete Demandt stolz. Es handelt sich um Gemälde, Radierungen und Zeichnungen. Die Exposition zeigt 60 Kunstwerke Rembrandts, die sich mit rund 80 Arbeiten von fast 40 Zeitgenossen für den Besucher nachvollziehbar im Dialog befinden.

Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 bis 1669) zog 1631 von seiner Geburtsstadt Leiden nach Amsterdam. Dort hatte er bereits 1624/25 beim führenden Historienmaler Pieter Lastman gelernt. Zunächst arbeitete Rembrandt in der Werkstatt des Kunsthändlers Hendrick van Uylenburg, dessen Cousine Saskia heiratete der Künstler 1634. Er war nun selbstständig, hatte seinen Vornamen zur Marke gemacht: Seit 1633 signierte er nur noch mit Rembrandt. „Nicht auszudenken, wenn ihn seine Eltern Jan oder Pieter oder Jacob genannt hätten“, scherzte Jochen Sander. Doch nicht nur der Name, auch die zahlreichen Selbstbildnisse sorgten für die Bekanntheit des Künstlers.

Das Umfeld im Amsterdam des 17. Jahrhunderts tat ein Übriges: Die Handelsstadt boomte, Schiffe brachten Luxuswaren aus aller Welt, die Einwohnerzahl stieg, Bürger bauten sich prächtige Häuser. Zum Prestige gehörten Kunstwerke, der Wettbewerb zwischen Malern inspirierte und motivierte. „In Amsterdam wurde viel Geld gemacht. Rembrandt hatte die Gabe, grandiose Erzählungen in seinen Bildern auf den Punkt zu bringen, seine Gemälde wirkten natürlich und lebendig“, erklärte Sander. Mutmaßlich etwa 40 Schüler gingen durch seine Werkstatt, einige wurden seine Konkurrenten.

Rembrandt schuf 1642 das bekannte Monumentalgemälde „Die Nachtwache“. „Das hängt im Rijksmuseum in Amsterdam. Manche Bilder fragt man nicht an, man würde sich nur lächerlich machen“, sagte Sander. Doch auch ohne „Nachtwache“ ist die Exposition, die bis 30. Januar gezeigt wird, eine grandiose Schau, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Tickets gibt’s online auf www.staedelmuseum.de.. Es gilt die 3G-Regel.