Andrea Hensgen begeistert in der Galerie Brücke 54 mit ihrem neuen Roman Vom Neuanfang in der Großstadt

Andrea Hensgen präsentiert ihren jüngsten Roman, der in Sachsenhausen spielt. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Beeindruckend vielfältig und kunterbunt ist die seit 2017 bestehende Galerie Brücke 54. Man entdeckt ständig etwas Neues. Bilder und Skulpturen hängen und stehen dicht aneinander – und auch Lesungen finden wieder statt. Wie ebenjene mit Andrea Hensgen, die ihren Roman „Die neuen Bekanntschaften der Nora Budweis“ vorstellt.

Aroon Nagersheth, einer der zehn die Galerie gemeinschaftlich betreibenden Künstler, begrüßt die Gäste: „Wir haben vor vier Wochen wieder mit Lesungen begonnen und freuen uns, dass so viele Besucher gekommen sind.“ Die Autorin Andrea Hensgen hat einige ihrer Bücher mitgebracht, insgesamt gibt es von ihr knapp 30 Titel. Mehrfach wurde Hensgen vor allem für ihre Kinder- und Jugendbücher ausgezeichnet.

Die Geschichte von „Die neuen Bekanntschaften der Nora Budweis“ ist in Frankfurt angesiedelt, genauer gesagt in Sachsenhausen. Die Leser können auf seinen Spuren wandeln. Dazu trägt auch der stilisierte Stadtplan von Markus Lefrançois bei, der das Cover schmückt und sich im Buchinneren wiederfindet. „Lefrançois war ein Glücksfall. Wir haben uns auf einer Buchmesse kennengelernt. Meist bestimmen ja die Verlage, wer das Buch illustriert“, erklärt Hensgen.

„Fünf Männer und zwei Frauen spielen eine besondere Rolle im Roman, jede und jeder hat eine eigene Stimme“, erklärt die Autorin. Mit der Hauptfigur hat die Schriftstellerin das Alter gemeinsam und den Umzug von einer kleinen in eine große Stadt. Und Andrea Hensgen hat ebenfalls an Grundschulen in Frankfurt gearbeitet. „Es ist aber kein autobiografisches Werk“, fügt sie hinzu.

Es geht um gewichtige Fragen des Lebens: Gelingt ein Neuanfang in einem gewissen Alter noch? Was bedeuten Freundschaft, Ehe, Liebe? Wie lässt sich mit Kritik umgehen, wie mit Gleichgültigkeit, wie mit Trauer? Was ist wirklich wichtig?

Vor diesem Hintergrund Frankfurt also als Schauplatz. „Diese Stadt verlangt einem eine andere Haltung ab als beispielsweise Freiburg“, sagt Hensgen, die fast 20 Mal in ihrem Leben umgezogen ist. Sie wuchs in einem 800-Einwohner-Ort an der Mosel auf und weiß, wovon sie spricht. „In Frankfurt sind es im Bahnhofsviertel nur ein paar Schritte zwischen großem Reichtum und großer Armut. Das bruchlose Nebeneinander muss man aushalten.“

Das muss auch Nora Budweis. Der Nachnahme der Titelheldin ist eine Reminiszenz an eine aufgrund von Corona gestrichene Reise in die südböhmische Stadt. „Wenigstens der Name ist geblieben“, bemerkt die Autorin, die sich schon auf die Begegnungen mit den tschechischen Studierenden gefreut hatte. Sie blickt in die Zukunft und verweist auf ihr Bilderbuch mit dem Titel „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“. Es wird im April 2022 erscheinen und ist nach einem Aphorismus von Franz Kafka entstanden, die Illustrationen stammen von Mehrdad Zaeri.

Nicht nur die Budweis-Reise ist Corona zum Opfer gefallen, auch die Lesestunden mit den Kindern in der Schule vermisst die Autorin, die selbst drei eigene und drei Stiefkinder hat. So ist sie gemeinsam mit den Galeristen und dem Publikum glücklich über diese Veranstaltung. Die Gäste sind es auch, man kommt schnell ins Gespräch.