Faszinierende Flaschenpost verzaubert Neue Ausstellung im Frankfurter Museum für Kommunikation

Wohnzimmer Rhein: Joachim Römer fotografierte Fundorte und präsentiert die Bilder in Petersburger Hängung. Foto: Faure

Frankfurt (jf) – „Treib_gut Flaschenpost“ heißt der Titel der neuen Sonderschau im Haus am Schaumainkai 53. Im ersten Obergeschoss sind in Regalen rechts und links der Eingangstür nach Farben geordnet grüne, blaue, braune, klare, gemusterte, sonderbare Flaschen aufgereiht. Sie sind verkorkt, verschraubt, mit Schnappverschlüssen versehen.

„Die Ausstellung passt gut ins Kommunikationsmuseum und gut zum davor vorbeifließenden Main“, sagte Direktor Helmut Gold zur Begrüßung. „Die Exponate zaubern ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher. Es geht um Kommunikation mit viel Ungewissheit und Zufall.“ 400 ausgewählte Fundstücke von Joachim Römer, aufgesammelt am Rheinufer, werden gezeigt, Geschichten werden erzählt, Hintergründe recherchiert – soweit das möglich und nicht verletzend ist.

Dabei kam der Kölner, der freie Kunst studierte, vor 18 Jahren eher zufällig zur Flaschenpost. „Ich war damals oft am Rheinufer unterwegs, um Material für Kleinskulpturen und Kunstinstallationen zu sammeln. Flaschenposten waren ein Beifang“, erzählte er. „Irgendwann hatten die Flaschen aber eine kritische Masse – es waren so um die 200 – erreicht. Und ich entschied mich, weiterzumachen.“ Dabei gehe er nicht los, um Flaschen zu suchen, sondern schaue nach dem, was nicht stimmt, nicht ins Bild passt. Manchmal finde er keine dieser seltsamen Nachrichtenträger, an besonderen Tagen gleich 25 – bei Hochwasser beispielsweise. „Diese Sammelleidenschaft hat etwas mit Demut zu tun“, erklärte Römer, der nicht aufs Bild will.

„Ein Drittel aller Funde ist mit einer Adresse versehen"

Knapp 2000 Flaschen hat der Künstler inzwischen gesammelt und codiert. Seit zwei Jahren nimmt er eine Kamera mit auf seine Rheinspaziergänge, um die Fundorte fotografisch zu dokumentieren. „Alle Flaschen sind gespült, sonst würde man es im Raum nicht aushalten vor Gestank“, bemerkte Römer und fügte hinzu, dass sich Süßgetränke in besonders widerliche Mischungen verwandelten.

Nicht immer sind es Zettel, die in Flaschen aus Glas, Plastik, sogar in Stoffsäckchen gesteckt wurden. In den Gefäßen – darunter auch eine Madonna von Lourdes – befinden sich auch Pflanzenreste, Stofffetzen, Münzen, eine Uhr, Papierschiffchen, Schlüssel, Briefmarken, Plastikfiguren. „Ein Drittel aller Funde ist mit einer Adresse versehen. Ich antworte darauf – allerdings nicht per Flaschenpost, sondern, wenn möglich, per E-Mail“, erklärte Joachim Römer.

Sortierte Fundstücke

Vom Eingang aus auf der rechten Seite des Raumes stehen die auf der rechten Rheinseite gefundenen Stück. Die linksrheinischen Funde befinden sich gegenüber. In der Mitte stehen Vitrinen mit blauen und roten Plastikfundsachen, meistens Kinderspielzeug. Im mittleren Schaukasten ist ein ganz besonderes Fundstück ausgestellt: ein Floß mit ein paar Rosen, dazu das Gedicht „Ithaka“, das zwischen dem Holz steckte. Daneben wird über eine südafrikanische Flaschenpostgeschichte berichtet.

Römer erzählt noch ein hübsches Erlebnis: Schüler aus zwei Klassen einer Grundschule in Köln-Porz sind mit ihren Lehrern zum Fluss gelaufen. Die eine Klasse schickte Flaschen, in denen Zettel mit kurzen Sätzen steckten, auf die Reise, die andere Klasse fischte die Flaschen aus dem Wasser – Lesen lernen kann so richtig Spaß machen.

Flaschenpost ist eine uralte Kommunikationsform, noch heute wie vor hundert Jahren fließen die Nachrichten mit dem Strom des Wassers und gegen den der Zeit. Die Ausstellung, die von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet wird, ist bis zum 4. September zu sehen.