Wenn - dann Frankfurt Philipp Demandt ist Direktor von Städel und Liebieghaus

Philipp Demandt stellt sich als neuer Direktor vor. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – Großer Bahnhof im Metzler-Saal: „Der Neue“ stand im Rampenlicht der Medien. „Nach der Mitteilung Max Holleins im März 2015, dass er Frankfurt via San Francisco verlassen werde, begann eine nationale und internationale Suche nach einem Nachfolger. Holleins Absicht kam nicht ganz unerwartet, aber dann doch recht kurzfristig“, eröffnete Nikolaus Schweikart, Vorsitzender der Administration des Städel Museums, die Pressekonferenz. 

15 Kandidaten, darunter fünf Frauen, blieben schließlich in der Auswahl, schlussendlich waren es noch vier. Die Stadt Frankfurt und die Kuratorien der Ausstellungshäuser entschieden sich Ende Juni 2016 für Philipp Demand als künftigen Leiter von Städel Museum und Liebieghaus Skulpturensammlung, vier Wochen später kam dann auch noch die Schirn Kunsthalle hinzu.

Demandt erfüllt hohes Anforderungsprofil

„Wir wollten einen Kunsthistoriker, einen erfahrenen Leiter eines großen Hauses, der im Ausstellungsbereich bewandert ist und ein funktionierendes Netzwerk hat. Außerdem musste der Kandidat das etwa 250 Mitarbeiter umfassende Personal drei ganz unterschiedlicher Kunsteinrichtungen führen können. Philipp Demandt erfüllt das Anforderungsprofil. Und er ist kein Klon von Max Hollein“, erklärte Schweikart. Die neue Kulturdezernentin Ina Hartwig beschrieb die Situation folgendermaßen: „Ich war in Berlin, als die Entscheidung für Demandt fiel und habe mich sofort mit ihm getroffen. Er hatte gerade die Sonderpräsentation ‚Der Mönch ist zurück’ mit den restaurierten Meisterwerken ‚Mönch am Meer’ und ‚Abtei im Eichwald’ von Caspar David Friedrich in der Alten Nationalgalerie erfolgreich realisiert. Dass Philipp Demandt jetzt nach Frankfurt wechselt, ist für die Berliner betrüblich, für die Frankfurter aber schön.“ Neu ist ebenfalls, dass für die Schirn Kunsthalle Inga Drögemüller zur stellvertretenden Direktorin ernannt wurde.

„Mich hat ein Journalist kürzlich mit dem lässigen Steve McQueen verglichen – dieser Vergleich macht mich total verspannt“, begann Philipp Demandt, 1971 in Konstanz geboren, humorvoll. Die Frankfurter Häuser, setzte er ernst fort, seien ihm durch kollegiale Kontakte seit langem vertraut, er habe sich über laufende und künftige Projekte informiert. Als er den Anruf aus Frankfurt bekam, dachte er: Wenn weg, dann nach Frankfurt. „Museen und Kunstsammlungen sind sehr komplexe Gebilde. Ich halte mich zu Beginn meiner Amtszeit zurück, obwohl der Kopf voller Ideen ist. Aber zuerst stehen Gespräche mit den Kollegen an“, sagte Demandt.

18. bis 20. Jahrhundert ist sein Gebiet

Für ihn heiße das Konzept am neuen Ort Kontinuität. „Ich habe auch Archäologie studiert, promovierte 2001 mit einer Arbeit zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Königin-Luise-Porträts von Johann Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch. Das 18. bis 20. Jahrhundert ist mein Gebiet. Eigentlich wollte ich Journalist in Frankfurt werden, bekam aber 2004 das Angebot, als Dezernent bei der Kulturstiftung der Länder zu arbeiten. In den sieben Jahren dieser Tätigkeit habe ich gelernt, wie viele Fäden in der Stiftung zusammenlaufen. Wir waren immer auf der Suche nach Geld für die deutsche Förderlandschaft. Und viel auf Reisen“, erläuterte der neue dreifache Direktor.

Im Januar 2012 wurde er Leiter der Alten Nationalgalerie in Berlin. „Zwischen der Alten Nationalgalerie und dem Städel gibt es historische Bezüge, beide Häuser wurden von Bürgern initiiert. Der in Marburg geborene Ludwig Justi prägte als Direktor von 1909 bis 1933 die Nationalgalerie, war vorher fünf Jahre lang Leiter des Städelschen Kunstinstituts. Am Städel folgte ihm Georg Swarzenski, der ab 1909 auch das gerade gegründete Liebieghaus mit leitete. Bis 1938 blieb er an der Spitze des privaten Städelschen Kunstinstituts.“

Qualität ist sehr wichtig

Für Demandt gelten die Prämissen internationaler Museumsarbeit, die mit Sammeln, Forschen, Bewahren und Vermitteln kurz beschrieben werden können. Darunter ordne sich auch die Frage ein, was man kaufe und was eben nicht. Qualität sei im wichtig, darüber müsse es intensive Gespräche der Experten an den Häusern geben. „Die Bestände sollen im Netz zugänglich gemacht werden. Nicht nur in Berlin, auch in Frankfurt“, unterstrich Demandt. Der neue Direktor bestätigte zudem, dass sich die drei Kunstinstitute weiter profilieren und ihre größtmögliche Freiheit behalten werden. „Kunstinstitute sollen Orte sein, wo man gerne hingeht. Was kann sich ein Museum besseres wünschen?“, stellte er fest. Über seine Favoriten unter den Künstlern ließ er sich nicht aus der Reserve locken. Er habe zwar einen Zettel mit Namen, werde aber nichts verraten.